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sehr gut folgen und würde nur beim Hüft- und Schultergelenk Hindernissen
begegnen, weil die Bonnet’schen Drahthosen schwer zu polstern und ziem-
lich unhandlich sind, und weil es Lagerungsapparate für die Schulter von
wirklicher Brauchbarkeit nicht gibt.
Es würde sich also für die Behandlung des Gelenkrheumatismus mit
Lagerungsapparaten darum handeln, das Vorhandene zu verbessern und das
Fehlende zu ergänzen, Diese Aufgabe habe ich im Nachfolgenden zu lösen
gesucht und zwar durch Ausbildung des Systems der Schweben, welche für
die Kranken wesentlich angenehmer sind, als die schwer zu polsternden und
trotz aller Sorgfalt doch häufig drückenden metallenen Rinnen,
Zur Beleuchtung des besonderen Werthes der Schwebelagerung als
schmerzstillendes Mittel gestatte ich mir, eine Erfahrung anzuführen, die ich
schon vor langer Zeit bei Gelegenheit der Anfertigung von Lagerungsrinnen
aus Gyps gemacht habe. Ich hing dabei das Bein in einem dem Glied sich
genau anschmiegenden Leinwandsack an einem Drahtgestell auf, um die Rück-
seite des Sackes mit Gypslängsstreifen bequem überziehen zu können. Ein
solcher Verband sollte einmal bei einem Mann mit traumatischer Kniegelenk-
entzündung angelegt werden, die so schmerzhaft war, dass der Patient kaum
überredet werden konnte, zum Zweck der Unterschiebung des Leinwandsackes
das Bein aufheben zu lassen. Als dies glücklich geschehen war, und das im
Leinwandsack gelagerte Glied am Drahtgestell aufgehängt wurde, machte
Patient seiner Angst durch lautes Schreien Luft, beruhigte sich aber sofort
wieder, als er sah, dass das Drahtgestell nicht nachgab, und dass der
defürchtete Schmerz ausblieb. Die Beruhigung war eine so gründliche, dass
der Kranke noch während der Anlegung der Gypsstreifen und bevor dieselben
erstarrt waren, den seit mehreren Tagen entbehrten Schlaf nachholen zu
dürfen glaubte, Der Verband wurde unter behaglichem Schnarchen des
Kranken vollendet.
Von der überaus wohlthätigen Wirkung der Schwebelagerung bei schmerz-
haften Gelenkleiden habe ich mich in der Folgezeit noch oft überzeugt. Um
Schmerzlosigkeit zu erreichen, genügt die Aufhängung im Leinwandsack; die
Starrmachung desselben durch Auflegen von Gypsstreifen kann für gewöhnlich
entbehrt werden. Die Gypsrinne hat vor dem einfachen Leinwandsack nur
den Vortheil voraus, dass der Kranke eine freiere Beweglichkeit bekommt,
dass er aus dem Bett gehoben und erforderlichen Falles transportirt werden
kann; bei Kranken, die ruhig liegen bleiben können, darf man sich die mit
dem Gypsen verbundenen Unbequemlichkeiten ersparen.
Bevor ich an die Schilderung meiner Schwebeapparate für die Behandlung
des Gelenkrheumatismus gehe, muss ich einen Einwand besprechen, der mir
von den Kollegen sofort gemacht werden wird, dass nämlich für die Privat-
praxis auch die besten Apparate nicht viel Werth haben, weil die Kranken
meist nicht in der Lage sind, die Mittel dafür aufzubringen, Das ist allerdings
ein sehr triftiger Einwand, aber es liesse sich um den leidigen Kostenpunkt
herumkommen, wenn man die Bandagisten veranlassen könnte, die Apparate