Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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eine medieinische Gesellschaft gegründet ward, während schon früher den 
Medicinern von Altdorf der Beitritt zum Collegium medicum, das in Nürn- 
berg 1592 unter dem Vorsitz von Joachim Camerarius entstanden war, frei 
stand, so darf man gewiss jenen Professoren einen ausserordentlichen Fleiss 
and regen wissenschaftlichen Eifer nachrühmen. 
Verpflichtet waren die Professoren, wöchentlich vier Stunden publice zu 
jesen, und, fügt Baier hinzu »man kann mit Wahrheit sagen, dass allhier 
fleissiger gelesen werde, als auf vielen anderen Academien«. Dazu kamen 
Prüfungen, deren es drei gab, ein Tentamen, ein Examen rigorosum und ein 
publicum: für das publicum wurde bald die Inauguraldisputation eingeführt, 
Für die Prüfungsnoten gab es drei Grade: optima, media, communis formula, 
Vierteljährlich geprüft wurden die Alumni, unter denen sich auch Mediziner 
befunden haben müssen !); denn über die Zusammensetzung dieser Prüfungs- 
commission, die aus dem Senior der philosophischen Fakultät als Präses und 
einem Theologen und zwei Philosophen als Mıtglieder bestand, heisst es »sowie 
auch einen aus der juristischen und medicinischen Fakultät, wenn unter den 
Examinanden Juristen und Mediciner befindlich sind.« Die drei genannten 
ordentlichen Prüfungen fielen zeitlich zusammen und gehörten zur Doktor- 
promotion. Wer sich zu dieser beim Dekan und den ordentlichen Professoren 
der Fakultät meldete, »wird mit Recommendationsschreiben an den Procancellarium 
nach Nürnberg abgefertiget, und auf desselben in schriftlicher Antwort erlangtem 
Consens zu dem ersten Examine oder Tentamine, einfolglich zu dem andern 
examine rigoroso gelassen (deren jedes drey Stunden währet) und wann der 
Candidat in solchen wohl bestanden ist, hat er die Inauguraldisputation zu 
verfertigen, auch solche nach geschehener Censur des Decani an einem Vor- 
mittag drey Stunden lang sine Praeside zu defendieren.« Dass diese Promotion 
zumeist am Stiftungstag der Universität abgehalten wurde, habe ich gesagt. 
Eingeladen wurde durch gedruckte lateinische Programme, aus denen hervor- 
geht, dass oft mehrere Candidaten gleichzeitig promovirten, so z. B. am 
28. Juni 1709 zugleich sechs Mediciner, gelegentlich der Centennarfeier 1723 
sogar acht, so das die medicinische Fakultät mit ihren Doktoranden allen 
Fakultäten voranstand, Das älteste derartige Einladungsprogramm, das die 
Universitätsbibliothek Erlangen aufbewahrt, verlohnt sich um seinen histori- 
schen Werth hier wiederzugeben; es erlaubt besser als alle Beschreibung, 
einen Einblick in die damaligen Verhältnisse. Das vergilbte Blatt verkündet: 
Annuente 
Jehova ter Optimo Maximoque 
volente 
Ferdinando IL, Rom. Imp. sem 
Per Augusto P. F. 
Iubente 
Incluto Senatu Reipubl. Norimbergensis 
N 
Er 
A 
1) Der nachmalige Professor der Medicin Nicolai war während seiner Altdorfer Studienzeit 
Alumne.
	        
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