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der Samenstrang zwischen einer hinteren muskulösen Wand, die durch Vernähen
der tieferen Bauchmuskeln an das Poupart’sche Band gebildet wird, und einer
vorderen, durch die Fascie des äusseren Bauchmuskels dargestellten aponeuroti-
schen Wand.
Neben dieser Wiederherstellung eines Leistenkanales, welche das be-
sonders Bemerkenswerthe der Bassini'schen Methode ausmacht, wird auf die
möglichst hohe Abbindung des, vom Samenstrange isolirten, Bruchsackes
Werth gelegt, um dem Zurückbleiben einer Bauchfell-Ausstülpung vorzubeugen
ein Punkt, der ja auch bei verschiedenen anderen Operationsmethoden als
beachtenswerth berücksichtigt wird.
Obwohl es uns durchaus rathsam erscheint, bei Ausführung der Operation
in den Hauptzügen sich möglichst den von Bassini selbst gegebenen Vor-
schriften anzupassen, haben sich doch mancherlei kleinere technische Besonder-
heiten im Laufe der Zeit bei uns herangebildet, so dass eine Beschreibung
des Operationsverlaufs, wie er sich zur Zeit bei uns im Allgemeinen ge-
staltet, vor Besprechung unserer Operationserfolge berechtigt erscheint.
Jeder Patient welcher der Operation eines nicht eingeklemmten Leisten-
oruches unterworfen werden soll, wird zuvor einer mehrtägigen Vorbereit-
ung unterworfen. Dieselbe besteht einerseits in gründlicher Entleerung des
Darmes durch Abführmittel, anderseits in der Application von Reinigungs-
bädern. Eine Entleerung des Darmes ist nothwendig, weil sowohl die Operation
selbst hierdurch erleichtert wird, als auch, weil bei zuvor entleertem Darm
die Patienten in den ersten Tagen nach der Operation die meist eintretende Träg-
heit der Peristaltik weniger lästig empfinden. Bei den Reinigungsbädern wird
auf gründliche Abseifung der Inguinalgegend besonders Rücksicht genommen.
Diese Vorbereitungskur, während welcher Patient keine allzu reichliche Kost
oekommt, dauert bei uns in der Regel 2 Tage; nur bei sehr grossen Hernien,
bei welchen grössere Darmpartien im Bruchsacke selbst irreponibel gelagert sind,
ist eine länger dauernde Abführkur zur gründlichen Entleerung des Darms
nothwendig,
Die Operation selbst wurde bei uns bisher stets in Allgemeinnarkose,
zu der je nach Umständen Chloroform oder Aether verwendet wird, ausge-
führt. Bei derselben ist natürlich die strengste Beachtung aller asepti-
schen Regeln erste Bedingung, Insbesondere gilt es uns in dieser Hinsicht
jetzt auch als feste Regel für Operateur und Assistenten, die Finger mit
der Wunde selbst nicht in Berührung zu bringen sowie zum Ein-
fädeln des Nahtmateriales sich nicht der Finger, sondern ana-
tomischer Pincetten zu bedienen, da vielfache Versuche der letzten
Jahre ja genügend die Unmöglichkeit oder Schwierigkeit, die Hände sicher
keimfrei zu machen, bewiesen haben. Ferner halten wir gerade bei diesen
Operationen eine sorgfältige Stillung der Blutung durch Ligierung auch
der kleinsten Gefässe von Belang; da wir uns zur Unterbindung der aller-
feinsten Fäden (Darmnathseide) bedienen, glauben wir auch das Versenken
‚on etwas mehr Ligaturmaterial nicht fürchten zu brauchen. Zur Naht und