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und schrieb mir dann, dass er mir noch besonders dankbar sei, weil ich ihm
in Gegensatz zu anderen Aerzten, immer wieder energisch zur Operation zu-
geredet hatte. Er wurde von seinen Beschwerden befreit,
Die anderen 7 Kranken hatten bereits mehrere heftige Attaquen durch-
gemacht und ausserdem in der anfallsfreien Zeit von Beschwerden viel gelitten. Die
Operation war deshalb in allen Fällen dringend angezeigt. Während ich bezüglich
der Einzelheiten in der Vorgeschichte und den Befunden bei der Operation in den
übrigen Fällen (No. 58, 64, 67, 68, 69, 70 u. 71) auf die Krankengeschichten
verweise, muss ich die Fälle No. 67, 58 u. 60 noch einer besonderen Be-
sprechung unterziehen, da sie mir von Interesse zu sein scheinen.
Was zunächst den Fall 67 anlangt, so wurde die Operation kurze Zeit,
nämlich etwa 5 Wochen nachdem der (4.) Anfall eingesetzt hatte und dann
abgeklungen war, vorgenommen,
Sie war ausserordentlich schwierig wegen der festen Verwachsungen der
den Tumor bildenden Bestandtheile. Dieser, von aussen etwa nussgross sich
anfühlend, war mit dem Peritoneum parietale nicht verwachsen, setzte sich
aber zusammen aus dem stark geschwollenen Coecum, Ileumende, anderen
Dünndarmschlingen und Netz. Die Lösung dieser Theile war sehr mühsam,
insbesondere auch die Befreiung des Wurmfortsatzes, der mit seinem proximalen
Theile gerade nach hinten, mit seinem distalen in starkem Knick zum ersteren
nach unten und aussen verlief. Der Inhalt war schmierige , schwärzliche
Jauche ausser 3 Kothsteinen. Die Wandung war nicht perforirt, zeigte auch
keine Merkmale früherer Perforation oder Ulceration. Der Befund scheint
mir deshalb besonders bemerkenswerth, weil hier offenbar der abscheuliche,
jauchige Inhalt durch seine Toxinwirkung die gewaltige reaktive Entzündung
um den Wurmfortsatz hervorgerufen hatte, ohne dass seine Wandung selbst
perforirt war, Bemerkenswerth erscheint mir auch, dass hier 2 mal, beim
3. Anfalle und bei der Operation nach dem 4. Anfalle Phlebitis und Throm-
bose der Vena cruralis im linken Beine auftrat.
Noch interessanter sind die beiden anderen Fälle, Durch die voraus-
gegangenen Anfälle war in dem einen der Wurmfortsatz zum Theil.
in dem zweiten vollständig verloren gegangen.
Die Verhältnisse lagen bei dem ersten folgendermassen: Der Kranke
hatte vom Jahre 1894 bis April 1898 4 Anfälle durchgemacht. Der letzte war der
schwerste und so schlimm, dass ich einmal zum Consilium zugezogen, die
Iperation ablehnte, weil der Kranke mit trommelartig aufgetriebenem Leibe,
kalten Schweissen an Extremitäten und Gesicht, und kleinem, kaum fühlbarem
Pulse nahe vor dem Exitus zu sein schien. Trotzdem erholte er sich wieder
and Heilung erfolgte nach Durchbruch des Eiters in den Darm. Nach dem
ersten Ausgang, 7 Wochen nach dem Einsetzen des 4. Anfalles, bekam der
Kranke einen leichten Rückfall. Das bewog ihn, sich den Wurmfortsatz ent-
fernen zu lassen, Bei der Operation, welche 8 Wochen nach dem letzten An-
fall! vorgenommen wurde, zeigte sich, dass vom Wurmfortsatz nur mehr ein
3 cm langer‘ Rest vorhanden war, der an seinem Ende abgestumpft. wie