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Die großen Handruckspritzen und die Dampfspritze kamen nicht in Anwendung, sondern
es wurde bei sämtlichen Feuern direkt mit den Hydranten gearbeitet. Dieselben wurden in
20 21)] Fällen benützt und zwar:
12 mal 1 Hydrant mit1 Schlauchleitung
„2 Schlauchleitungen
2 Hydranten 2
3
8 „10
Besonderer Erwähnung wert sind folgende Feuer des Jahres 1897:
1) Am 23. Januar nachmittag 4 Uhr entstand Feuer in der Pechfabrik im Anwesen
in der Rothenburgerstraße Nr. 27. Bemerkenswert ist dieses Feuer durch seine
Entstehungsursache. Eine große, gußeiserne Retorte von etwa 25 Millimetern Wand—
stärke, welche erst seit ungefähr einem Jahr in Betrieb war, bekam in ihrem unteren
Teile ein großes Loch, so daß das in der Retorte befindliche geschmolzene Harz
LRirekt in die darunter befindliche Feuerung lief und sich da entzündete. Die Eisen—
eile an der beschädigten Stelle waren vollständig verändert, sie bestanden aus koaks—
artigen, leichten Stücken, welche sich ohne Schwierigkeit zerbrechen ließen. Die Ur—
ache der Zerstörung dürfte deshalb darauf zurückzuführen sein, daß die Retorte aus
aicht chemisch reinem Eisen bestand. Die Ablöschung des Feuers bot keine Schwierig—
keiten, weil die Schüröffnung der Heizung außerhalb des Gebäudes lag, das brennende
Harz deshalb durch ffnen der Schürthüren sich ins Freie ergießen und dort das
Feuer mit Sand erstickt werden konnte, während die im Innern des Gebäudes in
der Nähe des Kessels in Brand geratenen Gegenstände mit einer Schlauchleitung
ibgelöscht wurden.
Am 7. Februar nachts 3541 Uhr wurde ein Teil des Dachstuhles des Hauses Dötsch—
nannsplatz Nr. 21 zerstört. Das Feuer war durch Brandstiftung entstanden. Ein
Mann, welcher in der Bodenkammer schlief, konnte sich zwar über die bereits
hrennende Bodentreppe retten, erlitt jedoch solche Brandwunden, daß er durch die
Sanitätswache ins Krankenhaus geschafft wurde, wo er einige Tage darauf starb.
Das Feuer selbst war rasch mit drei Schlauchleitungen abgelöscht.
Am 1. März e3 Uhr nachmittag war Feuer in der Broncefabrik im Anwesen
äußere Cramer-Klett-Straße Nr. 5 durch Explosion in der Bronzestampfe ausgebrochen.
Das Feuer drohte größere Ausdehnung anzuehmen und war in Folge der fort—
vährenden Explosionen des in Kistchen festverpackten Bronzepulvers schwierig zu be—
kämpfen, doch gelang es mittels zweier Schlauchleitungen, mit welchen 192 Stunden
lang ununterbrochen Wasser agegeben wurde. eine arößere Weiterverbreitung zu
oerhindern.
Am 6. Juni, am ersten Pfingstfeiertag, abends 8.410 Uhr, entstand in einem großen,
im hinteren Hofraum des Hauses Hauptmarkt Nr. 4 gelegenen Lagergebäude Feuer,
welches, bis es entdeckt wurde, lange vorher im Inneren gewütet haben muß. In
Folge der dort gelagerten, leicht brennbaren Stoffe, dann der winkeligen, zusammen—
hängenden Bauart entwickelte sich dieses Feuer in kürzester Zeit zu einem mächtigen
Großfeuer, welches bei Ankunft der Feuerwehr bereits zwei große Dachstühle der
Hofgebäude und den Dachstuhl des Vorderhauses ergriffen hatte. Es mußten nach
ind nach zehn Schlauchleitungen in Betrieb gesetzt werden. Erst nach 21stün—
diger angestrengter Arbeit war das Feuer gelöscht. Es war nicht unerheblich über
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