36 „Wir fahren zu } Berp-“
und man kann von hier aus auf sicherm Saum-
pfade, den Strelapass, nach Frauenkirch und
Davos pilgern.
Die Aroser Strasse aber wendet sich nach
Süden, zuerst über den Sapünerbach, und über-
schreitet darauf das erste Mal die junge Plessur.
Wir sind in Rüti, 1466 m; links erblickt man einen
prächtigen Wasserfall. Es beginnt zu dämmern,
Die Französin und ich sehnen uns nach dem
Ziele; in einem fort fragen wir den Kutscher,
5b wir noch weit haben; der geht neben dem
Wagen her, treibt das Pferd an und führt uns
immer höher hinauf.
In zwei mächtigen Kehren steigt die Strasse
bis an ihr Ende noch 320 m. Nach einer Stunde
erblicken wir zurückschauend tief unter uns die
braunen Hütten des Rüti. Heilige Stille rings her,
Jass das Brausen in der Tiefe nur noch gewaltiger
erscheint. Unter mir die Welt und über mir der
Himmel, aus dem sich die Abendwolken nieder-
senken, stehe ich am Fusse der Unendlichkeit, an
den Stufen des ewigen Thrones und „küsse den
jetzten Saum Seines Kleides, kindliche Schauer
treu in der Brust“. Nun ist die Höhe erreicht.
Und da geschieht etwas Wunderbares. Der
Wind zerreisst die Wolken, dass sie zerfetzt an
den Bergen niederfallen, das Mondlicht flutet
wa Silber daher, in ruhigem Glanze erstrahlen