—D II. Die Festtage 4—
„um Altnürnberg gewoben haben, gelüftet und uns einen Blick
auf jene herrliche Stadt vermittelt, welche sicherlich nicht ohne
Grund das Schatzkästlein deutscher Nation genannt wird. Es
waren aber nicht nur die äußeren Erscheinungen, welche unser
Auge entzückten, die historische Burg, die vergoldeten Türme,
die schmucken Häuser mit ihren malerischen Erkern, die zinnen—
bekränzten Mauern und Thore dieser Stadt —, was an
unserem geistigen Blicke vorüberzog, war Nürnberg auf der
Höhe seines Ruhmes und seiner Macht, es war Nürnberg um
die Wende des 15. Jahrhunderts, jener glanzvollen Zeit, in
welcher nach dem Wiedererwachen der alten Künste und
Wissenschaften ein frischer, geistiger Zug durch alle deutschen
Lande wehte, in welcher dahier ein energisches, weitsichtiges
Stadtregiment zielbewußt und mit sicherer Hand in alle wich—
tigen Angelegenheiten des öffentlichen Lebens eingriff, in
welcher Kunst und Handwerk ineinandergreifend blühten, reg—
samer Bürgerfleiß und künstlerisches Schaffen Triumphe
feierten, Männer, die hellen Geistes ihre Zeit erkannten, im
Wetteifer und nach Maßgabe ihrer Kräfte an der Entwicklung
der Dinge mitarbeiteten, in welcher Albrecht Dürer, Wilibald
Pirkheimer, Martin Behaim und andere sich bei der Schaffung
ihrer unsterblichen Werke die Hände reichten. In dieser Zeit
und Umgebung wuchs der Mann auf, in dessen Brust ein
warmes Herz für sein deutsches Volk und Vaterland schlug,
in welchem ein unerschöpflicher Born alles Guten und Edlen
verborgen lag, der zwar schon von seinen Zeitgenossen geehrt,
in seiner wahren Bedeutung aber doch erst von der Nachwelt
voll gewürdigt wurde und der den Mittelpunkt dieser Festtage
bildet. Wenn wir die großen Ehrungen überschauen, welche
Hans Sachs in diesen Tagen nicht nur in seiner Vaterstadt,
sondern allüberall in den deutschen Landen, ja in der ganzen
civilisierten Welt erwiesen werden, so möchte sich uns die
Frage aufdrängen, ob nicht etwa auch hierin des Guten zu
diel geschehe, wie dies in unserer an Übertreibung leidenden“