In der Tellheimat.
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bänke auf der Seepromenade und lasse all die
zusammengewürfelte vornehme Welt im leichten
Sommerkleid, bequemen Bergkostüm und frischen
Alpenblumen auf dem Hut an mir vorüberziehen.
Ihr sonngebräuntes Antlitz lacht mit dem Himmel
um die Wette, und ihr jubelndes Herz thut sich
in Jauchzern kund. Auf dem Landungsplatze
sitzen biedere Landleute und armselig gekleidete
Italienerburschen, heut mit dem roten Gürtel
geschmückt und lebhaft schwatzend. Seeüber
leuchten auf nackten, senkrechten Klippen die
Matten von Seelisberg. Über ihnen erhebt sich
das Massiv des Urirotstocks. Im Hintergrunde
erglänzt die schöne Schneepyramide des Bristen-
stocks. Kutschen und Hotelwagen, wie der vier-
spännige Omnibus vom Axenstein, natürlich wieder
mit den Reisenden auf dem Dache und dem
Portier im Innern, kommen angefahren, um den
ankommenden Dampfer zu erreichen.
Mit letzterem fahre ich nach Luzern zurück.
Enzianblau ist jetzt der See, und blickt man in
ihn *hinein, ist er smaragdgrün und so: klar, dass
man die Fischlein darin spielen sieht.‘ Junge
Engländer werfen ihre Angeln aus, um sie zu
fangen. Matrosen plaudern mit hübschen, drallen
Seejungfrauen. Drinnen im Separatsalon sitzen,
allen irdischen Freuden entrückt, zwei junge
Nonnen und beten ihren Rosenkranz. In