04 Bei den Züricher Gastfreunden. I
über, der ehedem römisches Kastell, später die
Burg deutscher Schirmvögte war. Oft soll der
Fluss Hüben und Drüben getrennt haben, da
man das Wachsen der Stadt, die sich um das
Grossmünster erbaute und mit Stolz die „Grosse“
nannte, mit scheelen Augen von oben herab
betrachtete.
Am Giebel der Wasserkirche steht, in Erz
gegossen, Ulrich Zwingli. Im Priestergewande,
das Evangelienbuch im Arm und auf das Schwert
sich stützend, richtet er den Blick über den See
und die Albiskette nach Kappel hinüber, wo er
im Kampfe fiel und mit seinem Blute den
Glauben besiegelte, den er von der Kanzel des
Grossmünsters aus verkündigt hatte.
Auf dem Rüden stehe ich an der Geburts-
stätte des edlen Menschenfreundes Pestalozzi,
des Vaters der Waisen in Stanz, der von Feuer
der Liebe durchglühten Mannesseele, die „alles
für andre, für sich nichts“ war.
Auf den Fluss gebaut steht das alte Rathaus,
an seinen berühmten KRatsschreiber, Gottfried
Keller, erinnernd, dessen Büste in der schönen
Halle steht.
Im „Schnäbeli‘“ essen wir Mittag und treffen
hier Appenzeller in altväterlicher Tracht: butter-
gelbe Hose, rote Weste mit Silberknöpfen und der
Uhrkette mit den vielen Münzen, kleiner runder