„Aber auch zugegeben,“ [prad Hans Sachs weiter,
„daß das weiffagende Lied deiner Mutter echt und ge:
wiß fei, fo deuteft dır dody die Worte nach deiner Weife,
und das will mir nicht recht zu Sinn.“
„Sch deute gar nicht, Meijter, fagte Franz, fon:
dern ich nehme e8 eben mit findlidhem Sinne an und
auf, wie man ein Teftament annimmt, ohne daß man
daran deutelt oder hHinzuthut oder hHinwegnimmt: Iene
Weigfagung ift für mich das Teftament meiner Mutter,
„Sott wird dich nicht waifen laffen,“ das ift wahr ge:
worden, „Lieb und Leid find ausgewählt,“ auch das
ift eingetroffen. — Und das blühende Röslein? — OD ich
hab’s gefehen mit diefen meinen Augen, und fein lieb:
fiher Duft hat mein frankes Herz erfrifht. — Und
der Schas? — Auch der wird fih finden, e&$ wird eben
zin Schaß fein, der zu zählen und zu wägen ift und
mic) reih macht. Wann und ob ich das NRöslein werde
pflücen dürfen, wann und ob ich werde den mir ver:
borgenen Schaß finden und erlangen, das weiß ich
Freilid) nicht, do „Jahr und Tag find ausgezählt“ —
genug, ich weiß, daß beides vorhanden und für mid
befitimmt ift.“
„So bleib denn bei deiner Meinung, entgegnete
Hans Sachs faft zürnend, aber ich fage dir, ihre Wurzel
heißt Überglaube, ihre Frucht Schwärmerei, Sie wird
deine. Seele niemals zur Ruhe kommen Caffen, dir
Srohfinn und Zufriedenheit rauben und dich von dem