beger der erbaren frauen, weilandt herrn Chriftoffen Kreffen, meines
lieben vettern feligen nachgelaffenen wittwen, meiner freundlichen
lieben gefchweien, bei E. E. lieben tochter, fo difer zeit hie bei
frau Tucherin’) ift, dafs diefelbige E. E. von wegen meines fons
mit namen Chriftoff, ob der felbig mit vorhabendem studio bei
E. E. undtergebracht werden möchte, gefchrieben und wie ich
bericht wurde, E., E. fie widerumb beantwortet hat: obwol die:
felbig fich difer zeit mit jungen nit gern mer beladen, auch wenig
bei inen haben, wollen doch E. E. meinen fon, der frauen Kreffin
zu gefallen, annemen, defs freundtlichen guten willens vnd erpie-
tens ich mich zum höchften bedanckh. Dieweiln aber E. E. in
demfelben fchreiben auch vermelden, diefelbig zu berichten, was
alters mein fon und was feine lectiones von feinen fchulmeistern
alhie fein, füge E. E. ich erftlich, fovil fein alter anlangt, zu ver-
nemen, dafs er jetzt in das vierzehendt jar geet, fo hat man inen
im fpital alhie, do er vifitirt (?) hat, bis uff dato gelefen Gram-
maticam graccam, Testamentum graecum, Phocilidem graccum.
Ciceronem in epistolis, Virgilium, Terentium, Psalterium, darin er,
wie ich von andern berichtet bin, zu feinem alter ziemlich profi
tirt haben follt. Und kann darneben E. E. nit pergen, nachdem
ich in (ihn) gelegener zeit zu unferm organiften Paulufen Lauten:
fack geen vnd uf dem inftrument lernen laffen, damit er, do ime
die zeit vnd gelegenheit zugelaffen wurde, nit in leichtfertigkeit
oder müffiggeen verzeren möchte, were an E. E. mein pit. ime
ein virginal*) oder dergleichen inftrument zuhaben zuvergünftigen,
uf dafs er fich wie gemellt (doch ohne verhinderung feines ftuclio:
*) Die Frau Tucherin wird Frau Margaretha Tucher, geb. Topler,
Witwe des Septemvirn und Kriegshauptmanns Endres Tucher, gewesen sein.
Christoph Krefs schreibt am 13. Oktober 1557, dafs Camerarius nach Nürn-
berg kommen werde, nachdem Frau, Tucherin mit Tod abgegangen sei
(s. S. 125.) Margaretha Tucherin aber starb am 20. September 1557. (Vel.
Biedermann, Geschlechtsregister, Tafel DVIIT A.) Ob zwischen ihr und
Hrn. Joachim Camerarius oder seiner Gattin verwandtschaftliche Beziehungen
bestanden haben, habe ich bis jetzt nicht feststellen können.
?) Das Virginal war eine in England aufgekommene Abart des Klavi-
chords oder Klavicymbels (cf. Dr. E. Götzinger, Reallexikon der deutschen
Altertümer, 1885, S, 703). Es bestand aus einem tragbaren Kasten, der wie
beim Hackbreit die Form eines Rechtecks hatte und in welchem sich der
Stiftsstock und der Wirbelstock, jener mit feststehenden Stiften, an welche
die Saiten aus Metalldraht angehängt waren, dieser mit Wirbeln, vermittelst
welcher die Saiten gestimmt wurden, befanden, An Stelle der Klöppel, mit
denen die Saiten beim HMackbrett erklingen gemacht wurden, traten beim
Klavichord Metallzungen, die am Ende eines Hebelarms, in welchen jede
niederdrückende Taste (Claves) ausgeht, aufrechtstehend angebracht waren,
so dafs sie die betreffende Saite anschlugen und ertönen machten. (Götzinger,
l.c. S. 699.) In dem treffiich illustrierten Werk »Perlen aus der Instrumenten-
sammlung von Paul de Wit in Leipzig 1892« ist ein im Jahre 1631 erbautes
Virginal auf Blatt ı abgebildet. das nur 38 cm Länge, 13 cm Höhe und
20 em Breite hat.