Volltext: Adam Krafft und die Künstler seiner Zeit

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ist, unter dem Abte Sebald Bamberger errichtet.) (Tafel IV, 5). 
Wie es heute dasteht, ist es vielfach beschädigt und unvollständig; 
einige Figuren fehlen am Weihbrotgehäuse, und alle zierenden 
Streben, Kreuzblumen und Rankenwerk sind abgefallen. Im Jahre 
1770 wurden die Skulpturen übermörtelt und erst 1860 von der 
schimpflichen Verunstaltung befreit. Der Kranz über den Reliefs hat 
dieselbe Anordnung und Verzierung, wie wir ihn in St. Lorenz 
sehen, und die Spuren der abgebrochenen Ranken beweisen, daß ein 
ähnliches Schnörkelwerk angebracht war; auch die kleinen Baldachine 
mit den abgebrochenen Spitzen über den Figuren lassen noch deutlich 
die Krümmung erkennen. Das Maßwerk über den Gitterthüren hat 
sehr ähnliche Formen; auch der durchbrochene Fries unter den Reliefs 
fehlt nicht. Diese lassen entschieden die Gesellenhände erkennen. Die 
Geißelung rechts zeigt häßliche Figuren. In der Darstellung Christi 
vor dem Volke, worin man jede Bewegung und jedes seelische 
Empfinden vermißt, macht sich ein großer Mangel in den Pro⸗ 
portionen der menschlichen Gliedmaßen bemerkbar. Hierin die Hand 
des Meisters erkennen zu wollen, ist unmöglich! Die Dornen— 
krönung auf dem mittleren Relief ist besser gelungen. Der Heiland mit der 
Dornenkrone hat etwas von dem leidenden Christus der Krafftschen 
Stationen. Noch besser ist oben der Christus am Kreuz, sowie 
die vorhandenen Figuren am Gehäuse, von denen die Maria in 
schöner, einfacher Gewandung auf Krafft deuten könnte. Unter der 
Gitterthür vorn erkennt man 15 5; leider kann man infolge einer 
Beschädigung die vorletzte Ziffer nicht erkennen. Es ließe sich vielleicht 
15065) lesen, wenn die Zahlen übrigens nicht später eingekratzt sind. 
Auf alle Fälle hängt das Tabernakel mit Krafft zusammen. Ob es 
jedoch noch zu seinen Lebzeiten in seiner Werkstatt gemeißelt wurde, 
oder erst nach seinem Tode von seinen Gesellen, wer kann es ohne 
urkundlichen Nachweis, der bis heute fehlt, entscheiden? 
Sieben Zeichnungen auf Pergament, die ich im Kupferstichkabinet 
der Münchener Pinakothek vorfand, scheinen etwas weiter zu führen. 
) Abt Sebald Bamberger (1498 1518) sorgte besonders für den Schmuck 
der Kirche, ließ viele Holzschnitzwerke anfertigen und wahrscheinlich an Stelle eines 
1448 gestifteten Sakramentshäuschens, wie die Rechnungsbücher ergeben, das 
gegenwärtige erbauen. Leider schweigen die Rechnungen gänzlich über den 
Bau des zweiten Tabernakels (siehe Stillfried: Kloster Heilsbronn, ung Muck: Ge⸗— 
chichte des Klosters Heilsbronn). 
2) Vielleicht auch 1515.
	        
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