Volltext: Adam Krafft und die Künstler seiner Zeit

Bereits aus den drei im Berliner Museum befindlichen Köpfen 
vom schönen Brunnen) (Tafel V,7 und 8), die ich oben erwähnte, 
spricht eine schöne realistische Durchbildung. Deutlicher zeigt sich diese 
Richtung in den vier kurzen und gedrungenen Apostelgestalten in ein— 
facher schwerer Gewandung an dem bronzenen Taufbecken? in der 
Löffelholtzschen Kapelle der Sebalduskirche, das als ältestes Denkmal 
Nürnberger Gießkunst bekannt ist, und in den teilweise rohen Stein— 
figuren des Sakramentsschrankes in derselben Kirche, am meisten in den 
schlanken Gestalten des Sebaldus und Petrus. Die Entstehung dieses 
Steinwerkes gehört in den Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts. Aus 
derselben Zeit mögen auch die untersetzten Gestalten mit den charakter— 
bollen Köpfen an dem geschnitzten Deokarusaltar in der Lorenzkirche 
stammen, der 1406 von Andreas Vollkamer gestiftet sein soll. Um 
die Mitte des Jahrhunderts leuchtet aus der Schar der ver— 
gessenen Künstler noch der Name des Hans Decker hervor, für 
dessen Arbeit der Tradition nach die lebensgroße Gruppe der Grab— 
legung in der Wolfgangskapelle der Egidienkirche in Nürnberg 
gehalten wirde) (Tafel J. 1). Sie ist das unmittelbare Vorbild 
zu den Grablegungen Adam Kraffts, und weil sich in den Werken 
Kraffts die lokale Nürnberger Richtung gemäßigt und veredelt fort— 
i) Die Köpfe sind gut erhalten und scheinen wenig überarbeitet zu sein. Bei 
zweien sind die Nasenspitzen ergänzt. 
2) Am 11. April 1861 wurde Kaiser Wenzeslaus darin gelauft. 
8) Ein urkundlicher Bericht fehlt leider durchaus. Murr und nach ihm 
Fiorillo, Gesch. d. zeichn. Künste in Deutschl, Bd. J, p. 256, weisen Hans Decker 
die Grablegung zu. Mag sie nun von Decker sein oder nicht, darauf kommt 
hier nichts an. Wir geben ihr den Namen der „Deckerschen Grablegung“. Der 
Name Hans Decker wird 1449 im Bürgerverzeichnis genannt. Murr und Fiorillo 
sagen noch, daß der große Christophorus neben der Thüre des südlichen Turmes 
der Sebalduskirche von Hans Decker 1447 verfertigt worden sei. Das „Nürn— 
bergische Zion“, 1783, p. 4, und Will in den Diptychen berichten aber nur, daß 
Heinrich Schlüsselfelder 1447 den steinernen Christow an der Sebalduskirche ge— 
stiftet habe. Aus der Inschrift am Sockel über dem Wappen der Schlüsselfelder 
entziffere ich jedoch: Heinrich Schlüsselfelder anno domini 1442 Inicht 1447]. Ferner 
stimmt diese ziemlich gute Statue durchaus nicht mit den Gestalten in dem sogen. 
Deckerschen Steinbilde überein; sie ist nicht so steif wie jene, sondern viel lebendiger, 
und die nackten Teile der Beine sind mit gutem anatomischen Verständnis aus— 
geführt. Im Kopfe sind die Details deutlicher hervorgehoben. Die Gewandung 
ist freier und unruhiger als bei den Statuen der Grablegung. Nach meiner An— 
sicht hat ein Künstler beide Werke nicht geschaffen. Der Christophorus ist ziemlich 
gut erhalten, leider fehlt ein Stück des Bartes. Nach Otte, Handb. d. kirchl. Kunst⸗ 
Archäologie, 1884, Bd. II, p. 689, wird Hans Decker 1447 als Verfertiger eines 
gegossenen (7) Kruzifixes für die Sebalduskirche genannt.
	        
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