—
295
wiederwahl des Vaters dessen Glück sah. Nur dem
Vater selbst verbarg sie die Kränkung, die sie emp—
fand. Aber sie machte sie um einen Grad härter,
schärfer. Daß der Vater so gelassen, fast heiter
über seinen Rücktritt sprechen konnte, war ihr wun—
derbar. Es schien, als ob er immer reicher, immer
größer würde, als ob das Menschliche, Kleinliche
keinen Teil mehr an ihm haben könnte. —
Einen gerecht Empörten, mit dem sie immer
von neuem über den Undank und die Torheit der
Mitbürger schalt, fand Anne in Joseph, der im
Juli von Paris zurückkehrte. Am Posthof stand
Anne mit Rottmann. Und als der geliebte Bruder
den Postwagen verließ, flog sie ihm an den Hals
und küßte ihn zärtlich.
Nichts Fremdes, Neues hatte er an sich.
Schöner fand sie den Bruder geworden, männlicher,
aber die Augen blickten mit der alten Freundlich—
um den Mund lag noch immer die heitere
üte.
Joseph sah voll Bewunderung zum Vater auf
und mit Staunen auf Anne. Was haͤtten die
beiden geliebten Menschen in dem Jahr erlitten
und wie ruhig und heiter gingen sie neben ihm
nach Sankt Johannis. Glühende Hitze herrschte.
Und die zauberte Anne sogar blühende Farben auf
das Antlitz. Der herbe, harte Zug um den Mund
war durch die innige Freude, Joseph wieder zu
haben, für den Moment geschwunden.
Und dann zu Haus! Die gute Mutter! Die
sah am meisten verändert aus; älter, schmäler —
aber die gleiche stille Liebe leuchtete aus ihren
Augen. Und da, bescheiden in der Ecke, stand
Mademoiselle und weinte vor Freude und Rührung,