Volltext: Die Jerusalemfahrt Joachim Rieters aus Nürnberg (1608-1610)

JERUSALEMFAHRT JOACH, RIETERS 161 
wichtigen dukaten, die er in Mestre in die stiefeln genäht hatte und 
öhne frage an die douane verloren haben würde, „mit gottes, des all- 
mechtigen hilfe vor den hunden rettet“ (1. juni). In Venedig nimmt 
er quartier in dem bekannten gasthofe „zum weissen löwen“ und wird 
mit mehreren deutschen pilgern, so mit Hans Albrecht von Dondorff 
‘dessen diener Petter Kheller von Lauben genannt wird), Otthainrich 
von Perndorff, Joachim Rieter, Wilhelm Barth, der aber wegen vieler 
ursachen nachher wider ausgeschlossen wurde, einig, zusammen die 
{fahrt nach dem heiligen lande anzutreten. Da aber dazu erst in län- 
ver als einer woche gelegenheit sich finden soll, so beschliessen sie 
zunächst eine pilgerfahrt nach Loretto und Rom zu machen. Am 5. juni 
geht der pilger mit Joachim Rieter nach dem Franziskanerkloster della 
Vigna, um dort von „Pater provisor de Jerusalem“ ein empfehlungs- 
schreiben und vom päpstlichen legaten erlaubnis zum antritt der pil- 
zerreise zu erhalten; dafür muss er einen ducaten bezahlen. Er voll- 
bringt die reise nach Loretto (9.— 21. juni) unter mannichfachen 
beschwerden, wohnt (27. juni) der hinrichtung eines venetianischen 
nobile (de Capolano) bei, knüpft mit dem deutschen priester P. Lorenzo 
freundliche beziehungen an und besucht (6. juli) mit dem freihermm 
von Wolkenstein und anderen deutschen herren das arsenal, dessen 
zenaue beschreibung er folgen lässt. Nachdem er sich ein empfehlungs- 
schreiben des französischen gesandten nach Tripolis besorgt und dem 
staatscommissar, welcher das pilgerwesen zu überwachen hatte, die 
erforderlichen 100 dukaten als Reisegeld gezeigt hatte (12. juli), ladet 
er den deutschen kaufherrn Ulstätt!, Stupper? sowie den signore Anto- 
nio Garofolo in den weissen löwen zu gaste (14. juli), dessen wirt Hans 
Haider? ihn beim einkauf von vorräten für die reise unterstützt, speist 
dann mit Elias Hupper im Deutschen hause zu mittag (15. juli), erlegt 
bei Ulstätt das fährlohn bis Tripolis (81 venetianische pfund und 4 schil- 
'inge) und besorgt sich von Hupper im Deutschen hause einen wech- 
selbrief nach Tripolis, dessen spesen aber so hoch sind, dass er für 
je 2 dukaten der summe immer 3 in baar bezahlen muss. Die pilger 
beichten bei P. Lorenzo, der schon einmal im heiligen lande gewesen 
war und sie mit guten ratschlägen versorgt, communicieren und segeln 
(29. juli) endlich ab; ihre route führt sie, wie gewöhnlich die pilger 
an der dalmatischen und griechischen küste entlang. Am 11. august 
1) Wol David Ulstätt (Simonsfeld, Der Fondaco bei Tedeschi IL, 210). 
2) 1610 consul der deutschen kaufmannschaft in Vonedig (ebenda II, 210); er 
starb 5. juli 1627 (ebenda II, 252). 
3) Vel. ebenda II, 181 und 252.
	        
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