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denn gerade in dieser Zeit war der Flor der Künste und
Wissenschaften, des Handels und der Gewerbe Nürnbergs
auf das Reichste entfaltet, daher diese Periode verdient,
daß wir ihrer Schilderung näher treten.
Nürnberg war zu dieser Zeit der glänzende Mittelpunkt
des römischen Reiches, der Schauplatz der kaiserlichen Hof—
lager und der Reichstage, wo der Zauber der Majestät
und des Fürstenprunks sich vereinigte und spiegelte. An
der Spitze des mit umfassenden Rechten ausgestatteten
Stadtregiments standen die tüchtigsten, auf den Hochschu—
len Italiens und Deutschlands, auf Reisen durch Europa
und an den kaiserlichen Hoflagern gebildeten Männer,
welche, gleichzeitig Räthe der Kaiser und der Stadt, die
tußeren Verhältnisse der Stadt mit Klugheit zu leiten,
ihr die Freundschaft der Kaiser unter den schwierigsten
Umständen zu erhalten, und die Gesetzgebung, Rechtspflege,
Polizei- und Finanz-Verwaltung der Stadt in einen muster—
haften Zustand zu versetzen wußten. Sie bewirkten bei den Kai—
sern die Bestätigung alter wichtiger Privilegien
und die Ertheilung neuer Rechte: 1470 des Fünfer—
Gerichts ohne Rekurs (für Polizeiübertretungen); 1476 der
Notarien; 1490 des Blutbanns mit dem Belehnungsrecht;
1495 der Erweiterung der Competenz der Gerichte; 1518
des Rechts, die Reichslehen als Afterlehen zu verleihen;
sie sorgten für neue und verbesserte Gesetze: 1507
durch die Errichtung des Vormundamtes nach dem Muster
Venedigs; 1479 durch die Revision des Civilgesetzbuches,
Reformation genannt; für Sch ulanstalten: 1477 durch
Errichtung der Sebalderschule und 1526 des Gymnasiums;
für Getreidevorräthe: durch Erbauung der Kornhäu—
ser bei St. Aegydien 1480, auf der Burg 1494, bei St.
Clara 15060, für Versorgungs- und Krankenan—