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Regierung die Aufforderung heran, zu seinen Gunsten Stellung zu nehmen.
König Max entschloß sich sofort, dem an ihn ergangenen Ersuchen statt—
zugeben. Wohl wußte er, daß er sein Leben dabei einsetzte. „Mein Volk
ahnt nicht,“ äußerte er, „welches Opfer ich ihm bringe; das milde Klima
Italiens ist mir zur Wiedererlangung meiner Gesundheit unerläßlich; ich
fühle es, daß ich größerer Schonung bedarf, als meine Ärzte glauben.“
Gleichwohl kehrte er unverweilt nach München zurück und traf hier noch
die nötigen Anordnungen, um in der Frage der schleswig⸗holsteinischen
Erbfolge, so weit es an ihm lag, eine Entscheidung herbeizuführen. Bereits
schwer leidend hatte er mit Aufbietung seiner ganzen Kraft diese letzte
Handlung seiner Regierung am 8. März vollzogen. Zwei Tage darauf,
am 10. März 1864, schloß er die Augen für immer. In der koniglichen
Familie, in der Hauptstadt, im ganzen Lande war die Trauer groß um
den edlen Fürsten, der einst das schöne Wort gesprochen hatte: „Ich
will Frieden haben mit meinem Volke,“ und dessen Regierung von Anfang
bis zu Ende eine Bethätigung dieses Wortes gewesen war.
Noch war der Schmerz über den unerwartet raschen Tod des Königs
Max nicht verwunden, da traf die königliche Familie ein neuer Verlust
durch den Heimgang der dritten Tochter König Ludwigs, der Erzherzogin
Hildegard. Von den Beisetzungsfeierlichkeiten in München nach Wien
zurückgekehrt, erlag die liebenswürdige und allgemein beliebte Frau in
dem Blütenalter von 88 Jahren am 2. April 1864 einer heftig auf⸗
tretenden Krankheit. Tiefbetrübt eilte Prinz Luitpold nach Wien, um der
geliebten Schwester die letzte Ehre zu erweifen.
Noch in demselben Monat traf ihn aber in der eigenen Familie der
härteste Schlag. Am 185. April feierte er im trauten Kreise der Seinigen
die Erinnerung an seine vor zwanzig Jahren erfolgte Vermählung. Von
diesem Tage an nahm jedoch die Krankheit seiner Gemahlin eine Wendung,
die das Schlimmste befürchten ließ. In standhafter Ergebung hatte die
willens- und glaubensstarke Prinzessin seit Jahren das ihr auferlegte
Leiden ertragen, und so sah sie auch dem Tode, dessen Nahen sie fühlte,
ohne Zagen ins Auge. Bei vollem Bewußtsein nahm sie mit Worten
der Liebe und des Dankes von jedem einzelnen ihrer teuren Angehörigen
Abschied. Dann entschlief sie sanft und ruhig am 26. April. In der
stillen Königsgruft der Theatinerkirche fand sie ihre letzte Ruhestätte, an
demselben Tage, an dem sie blühend in jugendlicher Schönheit an der
Seite ihres Gemahls ihren Einzug in München gehalten hatte.
Tiefgebeugt durch den unersetzlichen Verlust der heißgeliebten Gattin
fand Prinz Luitpold einen Trost in den trefflichen Kindern, die sie ihm
in den zwanzig Jahren ihrer glücklichen Ehe geschenkt hatte. Kurz vor