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ginen großen, ein Sahrhundert umfajjenden Qitteratur:
itoff. Auf der Bibliothek zu Berlin befindet fi als Cod.
germ. 414 quart. die von Hans Sachs am Margareten:
tage 1517 begonnene Redaktion der von ihm ge:
Sammelten 398 Meifterlieder.
Durch Karl Bartfch ift uns die Kolmarer Lieder:
handfchrift gedruckt zugänglih gemacht. Die Hand[dhr.
befindet fh im Befig der Hofz und Staatsbibliothet
zu Münden. Sie war früher in der Mainzer Bibliothek
und {ft im‘ 15. Sahrhundert von verfhiedenen Händen
gefchrieben worden. Den größten Teil der Kolmarer
Qiederhandfchrift hat Neftler von Speier beforgt. Andere
Handfchr. befinden id in Dresden, Heidelberg, Weimar,
Xena u. w.; fie alle durchzuarbeiten und gebührend zu
berückfichtigen — dazı gehört eine lange Frift.
Iorm und Inhalt der Meißftergefänge.
Wie bereits gejagt, wandten fi die Meifterfinger
wefentlidh der Form zu. Das Gejeß der Dreiteiligkeit,
welde in den meiften Liedern in der mitteldeut] hen
Zeit herricht, ift im Meiflergefang aufgegangen und
wurde immer fünftlider ausgebildet; ja, nirgends er:
fennt man das trilogijdhe Prinzip beffer als im deutidhen
Meiftergefange, MNichtsdeftoweniger it, wie {hon das
Wort „Meifltergefang“ jagt, derfelbe Lediglih zum
Singen beftimmt gewefen. Der didyterijhe Wert der
Meiftergefänge ft — von Ausnahmen abgefehen —
im großen und ganzen ein geringer; jein hoher Wert
liegt, wie wir jehen werden, auf einem anderen Gebiete.
Ss i{t richtig, daß der Inhalt der Meifterlieder vorzugs:
weije ein geiftlidher war, aber daneben find eine große
Anzahl aus der Zeit vor der Reformation vorhanden,
welche weltlidhe oder geiftlidhe Stoffe behandeln und