Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Feuerbachs Wandelbarkeit. 
der größten Desperation (vorher war er schon ganz in „Verzweiflung“ 
wegen einer lateinischen Studentenrede), und hätte mich schon längst 
getödtet, wenn nicht die lieben Freunde, die mich beglücken, und die 
abscheuliche, angestrengte Arbeit diese rabenschwarzen, schrecklichen, 
ichauervollen Gedanken verscheuchte. Doch, wenn ich nicht bald Briefe 
von ihr — erhalte, dann, Freund! dann sage ich Dir zum Voraus 
das Lebewohl; dann bin ich nicht mehr! dann soll mein Blut eben 
den Platz benetzen, der vor wenigen Wochen von dem Blute eines 
Liefländers rauchte!“ Solche Lutschbeuteltragik war damals freilich 
Mode, aber auch das Hauserbuch des älteren Feuerbach war 
nur eine solche Stilübung im Geschmack und auf den Wunsch der 
eben herrschenden Mode. Was Feuerbachs Kaspar im Jahre 1828 
ür den Kreis der Romantiker gewesen ist, ein einzig dastehen— 
des Eremplar seiner Gattung, fuür sich abgeschlossen, wie der 
Theanthropos des Konzils von Nikäa Anno Domini 325, haben wir 
(I.S. 82 u. 183) schon von ihm vernommen. Diese Fata Morgana 
einer berauschten Phantasie bildet das erste Stadium der Hauserkrank— 
heit. Ihre Verknüpfung mit dem Magnatenhokuspokus (Kap. XIII) 
und dem Prinzenschwindel — man würde die Verbindung für un— 
möglich halten — vermittelte Tucher den 29. März 1830 in einem 
Briefe an Feuerbach. „Im Bazar von Saphir Nr. 26 steht: in 
Ungarn sei eine Erzieherin in dem fürstlich — schen Hause verhaftet 
worden, welche sich wahnsinnig gestellt habe) ... Die — sche Ge— 
andtschaft habe sich bemüht, die Freilassung dieser Person zu er— 
wirken u. s. w. Herr Plattner will von dem Redakteur Saphir 
herausgebracht haben, daß diese Gesandtschaft die badische sei. Hier— 
zu noch etwas: 
1) Die Hofdame der alten Markgräfin, welche Letztere die Mann— 
heimer öffentlich als Prinzenmörderin bezeichneten, war ein Fräulein 
von Ettelsheim; und dieser letzteren Bruder H. v. Ettelsheim 
) v. Tucher hat sich nicht geschämt, die arme „Dalbonne“ noch im Jahre 
1872 nach bekannter Waschweiberart in der Allgemeinen Zeitung zu heklatschen! 
Und Feuerbachs Nachlaßpapiere (Daumer 1873, S. 456) enthielten die mit Blei— 
stift hingekritzelte tiefsinnige Frage: „Gräfin Majthényi, ob sie nicht mit dem 
badischen Hofe, besonders der Hochbergischen Familie, in Verbindung gestanden?“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.