Volltext: "Barbara Harscherin", Hans Sachsens zweite Frau

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Teil Naturgeschichtliches, wofür ihm Plinius stets neue Stoffe gab.“ 
Das Jahr 1563 brachte wieder noch 58 Historien, 70 biblische Stoffe, 
27 Fabeln und Schwänke und dazu 33 Gedichte verschiedener Art. 
In den folgenden vier Jahren bis 1567 beschäftigte ihn die dichterische 
Bearbeitung der Bibel. Die ganzen Sprüche Salomonis, das ganze 
Buch Jesus Sirach und die Psalmen legte er in poetischer Gestal— 
tung aus, während die Schwänke sich an Zahl verminderten und 
Schauspiele ganz aufhörtenss). Auch die nächst kommenden Jahre 
zeigten noch achtungswerte Leistungen. Barbara Harscher, die dem 
Poeten noch einmal die geistige Beweglichkeit und Schaffensfreudig— 
keit der Jugend zurückgab, ist es also, der wir noch so viele Blüten 
seiner Dichterkunst zu verdanken haben. 
Auffällig ist nur, daß Hans Sachs seit der Wiederverheiratung 
in seinen Theaterstücken nicht mehr als Mitwirkender oder Spielleiter 
auftratẽ“); denn rüstig genug zum „Agieren“ wäre er noch gewesen. 
Wennalso nicht zunehmende Gedächtnisschwäche ihn hinderte, dürfte hier— 
bei der Einfluß seiner zweiten Frau eingewirkt haben. Auch sonst trat 
eine Wendung ein: er lockerte seine Beziehungen zur Gesellschaft der 
Meistersinger, indem er das Merkeramt, das er jahrelang versehen 
hatte, niederlegtess). So bedeutet also das Jahr der Wiederver— 
s8) Diese Zusammenstellung entnehmen wir Genée a. a. O. S. 378. 
»*„s) Am 29. Dezember 1559 beschloß der Nürnberger Rat, „Hansen Sachsen 
uf sein ansuchen seine gemachte spiel zu agiern vergönnen, doch das er eher nit 
dann uf lichtmeß schierist (2. Februar 1560) anfach“. — Hier trat Hans Sachs 
zum letzten Mal als Mitwirkender oder Spielleiter in seinen Stücken auf. Dann 
kam die Trauer um seine erste Frau, die am 27. März 1560 starb. Nachdem 
er sich hierauf (1561) wieder verheiratet hatte, verfaßte er zwar noch Schau— 
spiele, ließ sie aber durch andere aufführen. Vgl. hiezu Michels, Zur Geschichte 
des Nürnberger Theaters im 16. Jahrhundert, a. a. O. S. 38 und 39. 
wwa) Die letzte Singschule der Meistersinger, der Hans Sachs als Merker 
beiwohnte und in sein Gemerkbüchlein eingetragen hat, fand statt „auf suntag im advent 
am sibenden tag decembris“ 1561. — Vgl. Edmund Goetze, Hans Sachsens Gemerk— 
Büchlein in Max Kochs Festschrift zur Hans Sachs-Feier, gewidmet vom Heraus— 
geber und Verleger der Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte, Weimar 
1894, S. 51. — Hierbei möge noch ein Wort über Hans Sachsens Lehrer im 
Meistergesang, den Leinweber Lienhard Nunnenbeck, gestattet sein. Theodor 
Hampe, der jüngst in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt 
Nürnberg, 11. Heft, Nürnberg 1895, S. 173 —190 einen Aufsatz über Nunnenbeck 
— 
Hälfte des 15. Jahrhunderts geboren und nach 1513 gestorben.“ Diese Augabe 
ist irrtümlich; denn Lienhard Nunnenbeck war viel jünger, als man bisher 
innahm. Er kann nämlich erst in derzweiten Hälfte oder gegen Ende des 15. Jahr—
	        
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