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ein überraschendes Ansteigen der Sterbeziffern. Die Kurve geht fast voll-
ständig parallel der Sterblichkeitskurve für die Kinder unter ı Jahr (Tafel ID.
Es ist dies um so auffallender, als gerade für die Hygiene des neugeborenen
Kindes durch bessere Milchversorgung, bessere Versorgung und Beaufsichtigung
der Kostkinder und andere derartige sanitäre Massnahmen unendlich viel
Gutes geschaffen wurde.
Nach der beigefügten Kurve (Tafel IV) zeigt der T'yphus in dem Zeitraum
seit 1876 nur im Jahre 1883 nochmals einen erheblichen Gipfel, um seitdem
dauernd erheblich abzunehmen; auch im Jahre 1883 handelt es sich nur um
einige kleine Lokalepidemien. Diese Abnahme des Typhus seit der Ein-
führung der Kanalisation und guten Wasserversorgung ist auch hier ebenso
wie in England, wie in München, Berlin, Danzig und anderen Orten auf diese
sanitären Einrichtungen zurückzuführen.
Masern (Tafel V) haben in den letzten Jahrzehnten auf: und nieder-
geschwankt. Ursprünglich alle 3—4 Jahre, später alle 2 Jahre, traten grössere
Epidemien auf, doch haben die Todesfälle entsprechend der häufigeren
Wiederkehr der Epidemien an Zahl abgenommen.
Auch Scharlach (Tafel V) scheint in den letzten Jahrzehnten an
Intensität abgenommen zu haben. In den Zeitraum seit 1876 fällt eine grössere
Epidemie, die ihren Gipfel 1881—1883 behauptete, seitdem abfiel ‚und in
jedem Jahrzehnte sich in schwächerem Masse wiederholt; wenigstens fallen
leichte Wiederanstiege in die Jahre 1890 und 1897, doch ist jeder folgende
geringer als der vorhergehende,
Für die Diphtherie (Tafel IV) ergibt sich seit der Mitte der 1880er Jahre
eine durch geringe Schwankungen nur unterbrochene fortgesetzte und in den
letzten Jahren besonders starke Abminderung der Sterbefälle. Vollständig
congruent mit diesen Sterbeziffern sind auch die Erkrankungsziffern, die uns
durch die Morbiditätsstatistik mit ziemlicher Genauigkeit bekannt sind.
Auch sie zeigen eine stete Abnahme. Dagegen ist die Letalität, das ist
das Verhältniss der Erkrankten zu den Gestorbenen unverändert gleich
geblieben!
Dank den Errungenschaften der Anti- und Asepsis, der scharfen Beaut
sichtigung der Hebammen, der Gründung des Wöchnerinnen-Asyls und Ver-
schärfung der polizeilichen Massnahmen bei Auftreten von Wochenbettfieber
ist die Zahl der Sterbefälle an Puerperalfieber in stetem Rückgang begriffen,
"Tafel IV).
Bei einer Reihe anderer Todesursachen, die nur ein sehr geringes Kon-
tingent zur Gesammtsterblichkeit Stellen, brauchen wir nicht zu verweilen,
dagegen verdient die Tuberkulose um so eingehendere Betrachtung. Sie
erfordert in Nürnberg beständig viele Opfer und bildet einen nicht unbedeu-
tenden Theil der Sterbefälle überhaupt. Aber auch sie zeigt in Nürnberg
seit 1877 einen steten Rückgang; die Kurve (Tafel VI) zeigt vielfache
Schwankungen, aber jeder Gipfel ist tiefer als der vorhergehende. Ob und in
wie weit hier neben den allgemeinen hygienischen Massnahmen die social-
Altersklasse
nf
1 —dll
41—50 las
51-60 Jahre