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Farbenglas sind jedoch — wie ich glaube — noch hübscher ausgeführt als
wie die grosse weisse Glastafel mit dem Bildnis. des Königs Ludwig II.
von Bayern. Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass derartige
Aetzungen jede Art von Abwaschung aushalten und sowohl die Farben
als Zeichnung gegen alle Witterungseinflüsse unzerstörbar sind.
4. Glasmosaikfenster werden in der Regel mit den Fensterglasmalereien
beurteilt, in gegebenem Falle jedoch, wo die Glasmalerei statt der Gruppe VI
der Gruppe XI überwiesen wurde, habe ich mich hier lediglich mit einigen
kleineren Leistungen zu beschäftigen.
So haben Franz Strohmaier in Vilshofen, Hermann Henning in Nörd-
lingen und endlich der weniger durch seine Glasarbeiten als durch seine
Dichtungen in den weitesten Kreisen bekannte Adam Hoerber, Glasermeister
in Rothenburg an der Tauber, ganz gute Arbeiten geliefert. Der Versles-
macher von Rothenburg, wie sich der Letztere selbst nennt, ist bekanntlich
der Dichter des Festspieles: „Der Meistertrunk des Bürgermeisters von
Rothenburg.‘
Zwei Gedichte, welche er auf seine Glasfenster in der Weinhalle der
Ausstellung ‚anbrachte, lasse ich hier um so lieber folgen, als die „Glas-
machersleut‘“ sonst gerade nicht wegen ihrer poetischen Ader berühmt sind.
Dieselben lauten:
Bei Arbeit, Fleiss und Sparsamkeit,
An voller Schüssel für den Magen,
Und guten Trunk zur rechten Zeit
Kannst Du den Kampf um’s Dasein wagen.
Dem Handwerk hilft kein Reichsstatut
Wenn Submission es macht kaput,
Da hilft kein sozialer Eifer
Nur gute Arbeit und gute Käufer.
5. Hohlglaswaren. —- Wenige Hütten Deutschlands haben wohl in den
letzten Jahren einen grösseren Aufschwung aufzuweisen, als die Theresienthaler
Krystallglasfabrik bei Zwiesel im Besitz des Herrn Michael von Poschinger.
Dieselbe hat auf meine Einführung stylistischer Gläser in gemein-
grünem Glas nach altdeutschen Originalen — (schon am 31. Januar 1873 habe
ich die ersten Zeichnungen von altdeutschen Gläsern aus dem Germa-
nischen Museum in Nürnberg ausführen, ein Jahr darauf Kopien nach dem
National-Museum in München und zuletzt solche nach dem Gewerbe-
Museum in Nürnberg herstellen lassen) — weiter gebaut und schon im
Jahre 1880 sehr anerkennenswerte Resultate erzielt. — Bei der Ausstellung
in Nürnberg hat sie entschieden das Beste in der ganzen Glasbranche vor-
geführt. Es zeigt sowohl die Aus- als Aufstellung die Mitarbeit einer be-