Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Farbenglas sind jedoch — wie ich glaube — noch hübscher ausgeführt als 
wie die grosse weisse Glastafel mit dem Bildnis. des Königs Ludwig II. 
von Bayern. Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass derartige 
Aetzungen jede Art von Abwaschung aushalten und sowohl die Farben 
als Zeichnung gegen alle Witterungseinflüsse unzerstörbar sind. 
4. Glasmosaikfenster werden in der Regel mit den Fensterglasmalereien 
beurteilt, in gegebenem Falle jedoch, wo die Glasmalerei statt der Gruppe VI 
der Gruppe XI überwiesen wurde, habe ich mich hier lediglich mit einigen 
kleineren Leistungen zu beschäftigen. 
So haben Franz Strohmaier in Vilshofen, Hermann Henning in Nörd- 
lingen und endlich der weniger durch seine Glasarbeiten als durch seine 
Dichtungen in den weitesten Kreisen bekannte Adam Hoerber, Glasermeister 
in Rothenburg an der Tauber, ganz gute Arbeiten geliefert. Der Versles- 
macher von Rothenburg, wie sich der Letztere selbst nennt, ist bekanntlich 
der Dichter des Festspieles: „Der Meistertrunk des Bürgermeisters von 
Rothenburg.‘ 
Zwei Gedichte, welche er auf seine Glasfenster in der Weinhalle der 
Ausstellung ‚anbrachte, lasse ich hier um so lieber folgen, als die „Glas- 
machersleut‘“ sonst gerade nicht wegen ihrer poetischen Ader berühmt sind. 
Dieselben lauten: 
Bei Arbeit, Fleiss und Sparsamkeit, 
An voller Schüssel für den Magen, 
Und guten Trunk zur rechten Zeit 
Kannst Du den Kampf um’s Dasein wagen. 
Dem Handwerk hilft kein Reichsstatut 
Wenn Submission es macht kaput, 
Da hilft kein sozialer Eifer 
Nur gute Arbeit und gute Käufer. 
5. Hohlglaswaren. —- Wenige Hütten Deutschlands haben wohl in den 
letzten Jahren einen grösseren Aufschwung aufzuweisen, als die Theresienthaler 
Krystallglasfabrik bei Zwiesel im Besitz des Herrn Michael von Poschinger. 
Dieselbe hat auf meine Einführung stylistischer Gläser in gemein- 
grünem Glas nach altdeutschen Originalen — (schon am 31. Januar 1873 habe 
ich die ersten Zeichnungen von altdeutschen Gläsern aus dem Germa- 
nischen Museum in Nürnberg ausführen, ein Jahr darauf Kopien nach dem 
National-Museum in München und zuletzt solche nach dem Gewerbe- 
Museum in Nürnberg herstellen lassen) — weiter gebaut und schon im 
Jahre 1880 sehr anerkennenswerte Resultate erzielt. — Bei der Ausstellung 
in Nürnberg hat sie entschieden das Beste in der ganzen Glasbranche vor- 
geführt. Es zeigt sowohl die Aus- als Aufstellung die Mitarbeit einer be-
	        
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