Objekt: Albert Dürer

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irgend etwas in diesem Manne einem Fehler ähnlich sah, so war es sein 
unendlicher Fleiß und seine Strenge gegen sich, die oft über das Maaß 
hinausging.“ Die Ersten und die Besten seiner Zeit, Luther, Melanch— 
thon, Erasmus, Zwingli, zu denen er in ein persönliches Verhältniß 
getreten war, Alle achteten und schätzten ihn als einen ihres Gleichen. 
Und wie er in den Herzen der Größten seiner großen Zeit lebte, so ersteht 
er von Tage zu Tage verklärter und leuchtender vor dem Geiste der 
Nachlebenden. 
Nicht eine Apotheose des Lebenden konnte Ihnen der Biograph 
des großen, deutschen Meisters vorführen — nicht eine glänzende Lauf— 
bahn, wie die Sonne an einem heiteren Tage den hohen Himmelssaal 
mit frohem Siegerschritt, wie ein Held, leuchtend durchmißt und mitten 
in der Kraft ihrer Strahlen im eigenen Glanze vergeht und im Abend— 
purpur verblutet — wie der göttliche Jüngling Raphael seinen Lebens— 
gang vollendete! 
Dürer leuchtet wie ein einsamer Stern der Nacht, der den Weg 
durch Finsterniß hinwandelt, und durch dunkle Wolken den himmlischen 
Strahl hinabsendet zur schlummernden Erde; ganz erkannt nur von den 
Wenigen, welche die Nacht durchwachen, um Gedanken der Ewigkeit auf— 
zunehmen in die Herzen in heiliger Stille! Er gleicht dem Himmels— 
riesen Orion, mit dem strahlenden Gürtel und der funkelnden Wehr! 
Wohl erblicken ihn alle die Sterblichen, die da aufschauen am Abend, 
wenn die himmlischen Heerschaaren die Geisterwacht beziehen, aber wie 
wenig schlaflose Augen folgen seinem leuchtenden Zuge vom Aufgange 
zum Niedergange! Diese Wenigen aber, die in „der Betrachtung strenger 
Lust“ ausharren, die höchsten Geheimnisse des Himmels im Lichte über— 
irdischer Sonnen zu schauen — sie dürfen staunend erbeben, wenn sie 
anfangen zu ergründen, daß diese Sonnen der Nacht Riesen sind gegen 
die Sonne des Tages! 
Und nicht umsonst tritt uns die gewaltige Lichtgestalt des verklärten 
Meisters heute entgegen, an der Pforte des neuen Reiches deutscher 
Nation, wiedergewonnen und erstritten im heißen Kampfe germanischer 
Kraft gegen romanische Ueberhebung! Wie ein getreuer Eckart tritt er 
uns entgegen, uns zu warnen vor dem Sinnentrug und Wollustreiz des 
Venusberges, uns hinzuweisen auf die höchsten sittlichen Ziele des Lebens! 
D
	        
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