Objekt: Adam Krafft und die Künstler seiner Zeit

110 
rungenschaften größrer Vorgänger sich anzueignen, die künstlerischen 
Elemente von seinem Lehrer Hans Pleidenwurf, dem er bedeutend 
nachsteht, von Schühlein und Schongauer zu entlehnen und durch einen 
zroßen Aufwand von Nebenwerk über die Schwächen seiner Kunstweise 
hinwegzutäuschen. Und wirklich, großer Auffassung in der Komposition 
—D0— 
und Wahrheit der Gefühlsäußerung geben. Den Wolgemutschen Ge— 
stalten fehlt die Seele! 
Mit diesem Meister wird auch Krafft in Berührung gekommen 
jein, oder wenigstens wird er die Werke aus Wolgemuts Werkstatt ge— 
kannt haben, denn einige Anklänge lassen sich wiederfinden. Manches 
in der gemalten Kreuztragung am Altar der heiligen Kreuzkapelle in 
Nürnberg erinnert an die Stationen von Adam Krafft. Dann be— 
schaue man die geschnitzte Gruppe der Beweinung an demselben Altar. 
Fine Verwandtschaft mit der siebenten Station ist darin zu entdecken, 
manche Ähnlichkeit der Motive ist unverkennbar. Ein gewisser Ernst 
im Ausdruck, der sonst den Werken Wolgemuts fehlt, liegt sogar in 
dem Schnitzwerke. Aber welche Herzenstiefe legte Krafft in seine meister⸗ 
haft komponierte Darstellung hinein! Wieviel Anteil Wolgemut an 
dem Werke hat, ob die Komposition ihm zuzuweisen ist, oder ob es 
überhaupt Veit Stoß oder ein andrer Künstler, dem es Wolgemut über— 
tragen hat, angefertigt hat, darauf kommt hier nichts an; es sollte nur 
hervorgehoben werden, daß Krafft mit den Nürnbergern, sollte er kein 
Nürnberger sein, doch innig verwachsen ist. 
Fünfzehntes Rapitel. 
J. 
Einige Worte müssen noch über Veit Stoß gesagt werden, doch 
sei gleich bemerkt, daß ich mich auf eine stilistische Untersuchung nicht 
einlassen kann, da ich seine Werke in Krakau, von denen ausgegangen 
werden muß, nicht gesehen habe. Aber sicherlich werden dem Künstler 
heute zu viel Werke zugesprochen. Fast jede Dorfkirche in der Um— 
gegend von Nürnberg will einen Altar oder wenigstens ein Kruzifix 
von Stoß oder seiner Schule haben. 
1) Wer hier der empfangende Teil, wer der gebende ist, kann nicht ent— 
ichieden werden, da man die Entstehungszeiten beider Werke noch nicht kennt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.