NEUE MITTEILUNGEN.
Hans Sachsens Gemerk-Büchlein.
Van
Edmund Goetze,
As den Nürnberger Ratsverlässen, die Victor Michels insoweit
(A veröffentlicht hat*), als er sein Augenmerk auf die Erlaubnis von
Theateraufführungen während der Jahre 1549 bis 1576 richtete, wissen
wir, welche Dramen des Hans Sachs und wann sie in seiner Heimat
öffentlich vorgeführt worden sind. In der Einleitung sagt V. Michels,
die öffentlichen Singschulen hätten sicherlich, weil in den Ratsakten
nach 1546 von ihnen nicht mehr die Rede ist, die Teilnahme des
Publikums verloren gehabt und wären deshalb wenn nicht ganz ein-
gestellt, so doch durch Theateraufführungen anziehender gemacht
worden. Diese Annahme ist nicht richtig und durch eigenhändige
Aufzeichnungen des Hans Sachs zu widerlegen. Hatten wir uns bisher
gefreut, die Handschriften seiner Dichtungen durchprüfen zu können,
so ist es mir jetzt geglückt, ein Büchlein zu finden, das seiner Tätigkeit
als Merker der Nürnberger Singschule die Entstehung verdankt und
Kunde davon giebt, was in dieser Singschule vom ı. September 1555
bis Ende 1561 vorgetragen worden ist. Hans Sachs hat in seiner
sorgfältigen Weise Buch geführt, und es wird möglich, dadurch und
mit Benutzung von Michels’ dankenswerter Veröffentlichung und mit
Hülfe meiner Chronologie sämtlicher Werke des Dichters einen
Abschnitt seines Lebens recht genau kennen zu lernen.
Die Handschrift gehört der Grofsherzoglichen Bibliothek in
Weimar und hat die Bezeichnung O. 151. Aus wessen Besitz sie da-
hin gekommen ist, konnte nicht mehr ermittelt werden. Ihr Format
*) Seufferts Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 1890 IN, 28 bis 42.