Volltext: Festschrift zur Hans Sachs-Feier

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Johannes Bolte. 
30 Ein hunlein vnd det das selbig ain picken 
Mit wurtz vnd zucker gresiclich 
Vnd lis es also sieden pey dem fewer, 
Der schmidknecht in die kuchen schlich, 
Ries das hun aus dem hafen vngehewer 
Vnd warff des pfaffen gschlewder drein 
Vnd das hun selber frase. 
Nach dem die schmidin schlich hinein, 
Das heffelein 
Nam sie vnd ein kandel mit wein 
ao Vnd macht sich auf die strase. 
Vnd sprach: ‚Da leit, dw palck, darumb 
ich hie lig kran[k]‘. 
45 Fuer auff vnd warff die schmidin nab 
zwo stigen lan[g]. 
Die schmidin west nicht, wer ir het 
geschoren, 
Dieweil het da heim der schmitknecht 
Dem schmid allsach gemachet offenware, 
Palt die fraw kam int schmitten, secht, 
Da pleczt ir der alt schmid grimig ins hare 
Vnd sie also zw poden riss 
Vnd sie drey mal vmb dem ampos plock 
zuge. 
Nach dem erwischt er den lesch pies 
Vnd sie gar marter leiden vbel schluege. 
Pis die schmidin auf reckt paid hent, 
Den schmid padt vmb genaden 
Vnd, wie der pfaff sie het geschent, 
Sie im pekent, 
Plieb darnach frumb pis an ir ent, 
Wurt weis mit irem schaden. 
Anno salutis 1551 am %” tag aprilis, 
Kam ins pfarhoff, det vurs pet zw dem 55 
; krancken sten, 
Clagt in ser vnd richt im darnach das 
gschleuder an. 
Des erschrack sie, der pfaff ergrimpt 
in zoren 66 
Von Hans Sachs gedichtet. Vgl. MG ı2, 82a (Zwickau). Hier nach einer, wie 
es scheint, eigenhändigen Abschrift des Dichters im Weimarer Mscr. Q 571, Bl. 75a. — 
Eine ähnliche Erzählung hat Heinrich Kaufringer S. 151 ed. Euling 1888, nur dafs hier 
der beleidigte Ehemann selber die Rolle des Knechts spielt, Aus dem Meisterliede des 
Hans Sachs sind zwei Prosaschwänke bei Val. Schumann (Nachtbüchlein 1559 Nr. 3; 
vgl. meine Anmerkung in dem Neudrucke 1893 S, 386) und Montanus (Ander Theyl der 
Gartengesellschaft o. J. Cap. 109) abgeleitet, 
XV. Eines Bawrn Son wiert ein student. 
Im Siesen thon Kunrat Harter. 
i. „Ich schlaf nit, ich studier zu diser zeit“, 
Ein bawer hett ein son, verstette, Der vatter sprach: „Was studierst du?“ 
War ein student; als der ein mal heim kam Der student sprach bereit: 
Du seinem vater, da lag Sr „Wie die kuh hin nauf mag sein kumen 
® 20 Vnd hat auf das bret gemacht dises kott, 
Gar lang jm bett vnd sehen dette Das ich gar nitt aus rechnen kan“, 
Oben an der dillen an einem bret, Der vatter sprach mit spott: 
RS SO wi) küch kot Klebet, das „Was hast du mich kost mit deinem 
r‘ sich verwundren dett: ; 
studieren 
Wie ist die kuh hin nauf kumen, ge- Vnd thust so vnnicz deine zeit verlieren! 
. dachte, 25 Du hast ein blödes hiren, 
10 Vnd hat”ein solchen mist hin nauf ge- Das du nit das aus rechnen kanst gewifs. 
“ machte? Das bret lag auf der erden da, 
Da mitt die zeit zu brachte, Ehe die kuh dar auf schifs, 
Welches gar hart verdrofs sein vatter alt, 
Weil er so lang lag auf den tag 
Im bett, weckt jn auf balt. 
„Dar nach ist das bret hin nauf kumen 
30 Durch den zimerman ze dach aufs vn- 
-  fleifs, 
Der son sprach zum vatter mit bru- Wie du es den gesehen hast, 
men: Ich say dir solcher weifs 
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