Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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4) die Vormundschaftsakten schlecht verwaltet würden, 
5) die Anmeldung neu Einkommender unterlassen wird, 
6) die Gemeinde-Bedienten dem Paragraph 4 des Reglements zuwider 
handeln, 
7) sich die neu Angehenden nicht verpflichten lassen, 
8) daß sie die Bamberger Appellationsinstanz umgingen und 
9) derlei Sachen selbst schlichteten; 
10) daß sie ohne Handlohnsentrichtung zwei neue Schulen errichteten, 
11) ein gleiches mit Nebenschulen geschehe und 
12) daß sie auch auf andere Weise Lehensgefälle entzögen. 
Einsprachen blieben erfolglos und gegen die Umgehung der Aufnahms— 
gebühr, indem sich junge Fürther auswärts trauen ließen, wurde auf das 
Schärfste eingeschritten. 
„So wurde dem Vater des Salomon Ullmann, der sich in Baiersdorf 
trauen ließ, bei 100 Thaler Strafe befohlen, seinen Sohn binnen 3 Tagen 
aus dem Hause zu weisen, und auf erfolgte Weigerung führte man die 
junge Frau in Begleitung von Amtsknechten und Musketieren ins Ge— 
fängnis, legte Exekutionsmannschaft in das Ullmann'sche Haus und arre— 
tierte schließlich trotz Gegenvorstellungen auch Vater und Sohn. Nachdem 
deren Gefängnis bereits 7 Wochen waͤhrte, ein betrunkener Gefängniswärter 
den jüngeren Ullmann mit blanker Waffe mißhandelte und ein anderer ge— 
maßregelter Jude Isaak Fränkel vor Schrecken starb, bat man bei dem 
Markgrafen um Schutz. Gefällig, wie man immer war, wenn durch Zu— 
vorkommenheit Bamberg in Nachteil kam, bewachten nun Ansbacher Be— 
waffnete das Gefängnis, um die Überführung der Insassen nach Bamberg 
zu verhindern, gingen auch schließlich, nachdem ein nächtlicher Angriff miß— 
lungen, unter Anfuͤhrung des Ansbacher Geleitsmannes und Kadolzburger 
Amtsrichters uud 29 mit Ober- und Untergewehr versehene Soldaten, Auͤs— 
schüssern und Söldnern zum Angriff über und befreiten gewaltsam die In— 
haftierten.“ (Barbeck.) 
Nun wurde ein Prozeß beim Schiedsgericht anhängig gemacht: „Prozeß 
Fürther Judenschaft gegen die Domprobstei Bamberg“. 1764 wurde der 
Prozeß wieder aufgenommen, allein ohne Erfolg für Bamberg. 
. In demselben Maße, in welchem Bambergs Einfluß auf die Juden 
Fürths am Anfange des vorigen Jahrhunderts sieg, sank er in der zweiten 
Hälfte desselben Jahrhunderts. Ansbach faßte mehr und mehr Boden, 
auch bei den domprobsteilichen Juden. Seinen Schutz dehnte es auf Grund 
des Geleits nach und nach über die gesamte Judenschaft aus. 
Ein Jude aus Neuwied, Al. Benjamin, in Ansbach ansässig, welcher 
Christ geworden war, beschuldigte 1744 die Juden, daß in ihren Gebet— 
büchern und talmudischen Schriften Lästerungen gegen die christliche Reli— 
gion enthalten seien. Sämtliche hebräische Werke, welche aufgetrieben werden 
konnten, wurden untersucht und ein Teil hinweggenommen“ 38 anstößige 
Stellen wurden aus den beschlagnahmten Werken ausgezogen und viele 
Juden hierüber vernommen. Nachdem man ein halbes Jahr lang ver— 
hört hatte, wurde die Judenschaft zu bedeutender Geldstrafe verurteilt;
	        
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