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Als sich kein kath. Seelsorger mehr in Fürth befand, wurde sie von den
protestant. Geistlichen an den Freitagen zur Abhaltung einer Betstunde, zur
Taufe außerehelicher Kinder benützt. Am 29. Juni 1812 wurde sie in
3 Tagen abgebrochen und das Baumaterial auf dem neuen Friedhofe ver—
wendet. Das 1697 von B. Besold gestiftete Glöckchen (46 Pfd. schwer)
kam an den Besitzer des Pfarrgartens, auf dessen Türmchen es sich noch
befindet. Die kleine Orgel erhielt die Schule. Der Bauplatz wurde ein—
geebnet. Im Grundstein lagen einige Stücke Schwefel und mehrere
blaßgrüne Steinperlen.
Das Mädchenschulhaus soll auf dem Platz der Kapelle errichtet
worden sein. — 1865 wurde die Gedenktafel an dem Pfeiler der Michaelis—
kirche angebracht.
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Die Kirche zum bf. Michael.
onn ist uns das Jahr ihrer Erbauung, keine Urkunde gibt
uns hierüber Aufschluß. Jedenfalls wurde sie um 1150 begonnen;
denn in der schon erwähnten Bulle des Papstes Alexander III. vom Jahre
1162 ist von der „Kirche St. Michaelis“ die Rede. Die Kirche wurde
jedenfalls erst im Laufe der Zeit zu dem stattlichen Gebäude ausgebaut.
Nach katholischem Ritus war sie zu Ehren des Erzengels St. Michael
geweiht, dessen Bild in dem Hofmarks- und im Kirchensiegel geführt wurde,
und dessen Statue anfangs auf dem Hochaltar stand, später aber an der
Wand zwischen Chor und Schiff angebracht, 1727 und 1882 renoviert
wurde.
Die Familie Held von Nürnberg stiftete 1497 den Hocaltar.
Auf dem Altar soll eine seltene Statue, eine Frau mit einem Kind—
lein auf jedem Arme darstellend, gestanden sein. Der Altar wurde „Kuni—
gundenaltar“ genannt. Vor ihm wurde jeder neue Pfarrer von dem Rate
in Nürnberg verpflichtet. Dieser Altar wurde 1815 abgebrochen, nach
Nürnberg verkauft, von wo aus er in die heil. Kreuekirche zu Nördlingen
gebracht wurde.
Nach einer vor uns liegenden Abbildung dieses Hochaltars war
derselbe folgender Maßen beschaffen: In der Mitte stand der hl. Michael
mit Flügeln, in der erhobenen Rechten ein Schwert und in der gesenkten
Linken eine Wage haltend. Zur Rechten des Heiligen befand sich der hl.
Lorenz mit dem Rost in der Rechten und der Palme in der Linken und zu
seiner Linken war der hl. Johannes mit einem Lämmchen auf den gekreuz—
ten Armen. Während auf dem linken Seitenflügel der Kaiser Heinrich II.
im Kaiserornat, in der Rechten den Szepter haltend und auf der Linken eine
Kirche tragend, stand, befand sich auf dem, rechten Seitenflügel die Kaiserin
Kunigunde mit denselben Gegenständen. Über dem hl. Michael ragte ein
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