Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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Mädchen vom Boden herab, that vor den Geistlichen einen Fußfall und bat, 
sie möchten wegen ihrer Person gegen die Kirche keine Gewalt anwenden 
lassen. Sie versprachen es ihr und hielten auch Wort. Freitags früh 
um 6 Uhr begehrten sie die Kirche zu ihrem Gebrauch und wollten darin 
Messe lesen. Sie beratschlagten auch darüber mit einander eine halbe 
Stunde in lateinischer Sprache, konnten aber nicht einig werden. Der 
eine sagte, es sei kein Weihwasser in der Kirche und meinte, was die 
Kosaken dazu sagen würden? Ein anderer meinte, die Kirche sei voll von 
Betten, Truhen, Fässern und anderen Gerätschaften. Das Volk könne nicht 
Raum genug darin finden. Inzwischen kam der eben erwähnte Junge und 
fragte, ob die ehrwürdigen Herren das Frühstück einnehmen wollten?“ Das 
Essen sei fertig. Hierüber vergaßen sie die Messe und setzten sich zu 
Tische. Eifrigere Paptisten sah wohl niemand in der Welt, als diese 
Priester und Kosaken waren. Kein einziger Reiter genoß am nämlichen 
Freitag eine Fleisch-Schmalz- oder Milchspeise. Alles, was sie genossen, 
wurde mit Baumöl, ja selbst mit geläutertem Leinöl gefettet. Dem Flecken 
Fürth wurden hiedurch viele Hühner, Gänse und anderes,großes und kleines 
Vieh erhalten. Freitags vormittags um 10 Uhr verließ der Lehrer Maier 
den Pfarrhof zu Fürth und kam nicht mehr zu den Geistlichen zurück. Nach— 
mittags zum 3 Uhr erschienen die Mönche vor dem Schulhaus zu Fürth 
und begehrten von dem Lehrer, er solle ihnen die Kirche noch einmal öffnen. 
Maier erschrak darüber und dachte, nunmehr sei es um die Kirche ge— 
schehen und um alles, was darin. Maier öffnete sie und trat mit den 
Geistlichen ein. Sie examinierten ihn, ob er nicht wisse oder gesehen habe, wo— 
hin die Weiber die Eier versteckt hätten, er solle sie ihnen zeigen, worauf Maier 
erwiderte, er habe es nicht gesehen, sie möchten nur selbst suchen. Dies 
thaten sie auch mit Eifer. Sie fanden keine Eier, aber drei Körbe mit 
Töpfen, wovon sie etliche mit den Worten an die Wand warfen: „Solch' 
Bettelwerk solle nicht in der Kirche sein. Sie hätten gerne Eier in Schmatz 
gegessen. Der Lehrer aber dachte etwas anders. Er wußte, daß mehr 
als 2000 Eier in der Kirche waren, sagte aber den Geistlichen nichts da— 
von und zeigte sie auch nicht. Nach halbstündigem, vergeblichen Suchen 
nach Eiern verließen sie die Kirche und kehrten wieder in den Pfarrhof zu— 
rück. Von dem Lehrer begehrten die Geistlichen nichts mehr; er besuchte 
sie aber auch nicht mehr. Er blieb im Gegenteil mit etlichen Personen, 
die zu ihm sich geflüchtet, im Schulhaus, war aber keinen Augenblick sicher, 
denn die fremden Gäste plünderten vor und hinter der Schulthüre Häuser, 
trieben solchen großen Frevel und Übermut, daß er nicht mit den grellsten 
Farben zu schildern und schier unmöglich zu glauben ist. Sahen sie ein 
Haus, von dem zu vermuten, es seien Viktualien darin zu erhaschen, so 
liefen sie in einer Entfernung von 10 Häusern hin, nahmen alles heraus, 
verdarben es, leerten die Getreideböden, fielen in den Scheunen ein, machten 
Löcher in das Dach, warfen die Garben hinaus, daß oft 3 bis 5 Schober 
über einander lagen. Sie schnitten von den Garben die Ähren ab, waärfen 
sie in Kufen oder Schäffern, gossen Wasser daran und fütterten die Pferde 
damit. Das Stroh, auch wohl ganze Garben, brauchten sie häufig zur 
Streu und gingen gräulich mit dem Getreide um. In den von Juden
	        
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