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ging lieber mit ihnen in den Pfarrhof, wartete ihnen auf, wobei sie denn 
lustig waren. Aber die fünf anwesenden Mönche verwunderten sich höchlich, 
daß der Pfarrer seine Tochter und einziges Kind, das zwar verheiratet, 
deren Gatte aber nicht bei ihr war, mit seinem Weibe zurückgelassen und 
nicht mit sich in die Stadt genommen habe. Um 10 Uhr nachts wurde 
am Pfarrhofe angeläutet; da lief ein Mönch zur Thüre und fragte auf 
polnisch: „Wer da?“ Der vor der Thüre stehende Soldat erwiderte, man solle 
aufmachen. Aber der Mönch sagte, man öffne nicht, es sei der Pfarrhof. 
Der vor der Thüre schrie: „Jungfrau raus!“ und wollte nicht ablassen. 
Er machte solchen Lärm, daß die im Hause glaubten, sie würden nun alle 
erschlagen werden. Der Mönch sagte ihm, er sollte gehen oder er wolle 
ihm den Weg weisen. Als aber der Kosak sich nicht entfernte, zog der 
Mönch seinen Degen aus der Scheide, sprang mit demselben rückwärts 
durch des Pfarrers Garten hinaus auf den Kirchhof hinein, wo der Kosak 
noch vor der Thüuͤre stand, auf welchen er so lange hieb und stach, bis er 
davonlief. Als der Mönch ins Pfarrhaus zurückkam, erzählte er den 
andern, er habe dem Buben den linken Arm abgelöst und morgen früh 
wolle er aufblasen lassen, um jenen zu finden, der so beschädigt sei. Dieser 
solle ohne Quartier gehängt werden. Aber ehe es Tag wüurde, hatten die 
Mönche schon Kunde, er sei ausgerissen, weil er um sein Leben gefürchtet. 
Der Lehrer und die „andächtigen Herren Priester“ verlebten also dieselbe 
Nacht sicher und lustig mit einander. Am Freitag, den 21. Oktober, früh 
um 5 Uhr, ließ der oberste Prälat unter den vielgedachten Mönchen den 
Lehrer Maier zu sich entbieten, der kurze Zeit zuvor von ihnen sich ge— 
trennt und heimgegangen war. Hier angekommen, begehrte jener von 
Maier, er solle Seile für zwei Pferde schaffen, die einen Kutschenwagen 
führen müßten. Maier antwortete, man brauche in diesem Lande keine solchen 
Seile, worauf der Prälat ihm sagte, er solle 2 Kummet und 4 Stränge 
bringen, die man haben müsse. Der Lehrer konnte den Sinn, die Bedeut— 
ung dieser Worte nicht wissen, hoffte, die Kosaken würden aufbrechen und 
foriwandern. Er ging daher zu einem Bauern, der ihm zwei alte, 
gebrauchte Kummete gab; die vier dazu nötigen Stränge aber hatte der 
Lehrer zu allem Glücke gleich dazumal in seinem Hause vorräaͤtig, indem sie 
zu Glockensträngen sollten verwendet werden. Maier gab sie her, damit 
fie von den Moͤnchen zu ihrem Gebrauch sollten verwendet werden. Als 
unn die Kutsche in Stand gesetzt, kam der Mönchsleibjunge aus dem Hofe 
in das Pfarrhaus gelaufen. Er sprach sehr gut deutsch und warnte die 
Frau Pfarrerin wegen ihrer Tochter, die sie bei Seite schaffen sollte, indem 
sie sonst die Mönche mit hinwegführten. Alle Anordnungen hiezu seien ge— 
troffen. Die junge Tochter versteckte sich hierauf in einer Kammer auf dem 
Boden und die Mutter schickte alsbald zu dem Generalobersten, um Schutz 
bittend, den sie auch erhielt Die Mönche mußten also ihren Kutschen— 
wagen wieder abspannen, aber die Mutter mußte dennoch den Mönchen 
eine beträchtliche Summe als Razion für den unterlassenen Raub der Tochter 
zahlen. Dies geschah etwa um 8 Uhr vormittags. Aber die Mönche 
wollten nicht eher ruͤhen, bis die Tochter sich wieder sehen lasse und drohten 
dabei, sie wollten die Kirche stürmen und plündern lassen. Da kam das
	        
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