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nach Fürth. Eine namhafte Menge wurde jedoch bei Weyda und bei
Sorga in Sachsen angehalten, denn unterdessen war ein Ausfuhrverbot
in den sächsischen Ländern erlassen worden. Am 15. Mai wurden meh—
rere Wägen Getreide in das Amtshaus zu Weyda gebracht, wo das Ge—
treide unter die Einwohner verieilt werden sollte. Lotter eilte auf
diese Nachricht sofort von Naumburg nach Weyda, um, auf seine
Zeugnisse sich berufend, die Fracht zu retten. Nur mit der größten Mühe
gelangte er zum Kornhaus. Konnte ja selbst der dortige Amtmann mit
6 Soldaten die Ordnung nicht herstellen lassen. Erst ein Kommando von
24 Soldaten stiftete Ruhe. Lotter selbst wurde mehrere Tage gefangen
gehalten. Am 17. Mai wurde endlich von der Regierung der Weiter—
transport gestattet. Nicht so günstig ging es mit der andern Fracht bei
Sorga am 1. Juni. Das Getreide — 101 Scheffel Korn, 385 Scheffel
Weizen im Werte von 681 Thalern — wurde auf dem dortigen Amts—
kornboden am 26,27. Juni an die dortigen Bewohner verkauft. Nichts
half das Protestieren der Gemeinde Fürth. Eine Vorstellung des Mark—
grafen wurde unberücksichtigt gelassen.
Die nach Fürth gelangten Kornvorräte wurden zum Besten der
ärmeren Bevölkerung verbacken. Dadurch bekamen sie einen siebenpfündi—
gen Brotlaib schon um 45 kr., während sie vorher 1fl. zahlten. Ein
siebenpfündiger Laib kam in gewöhnlichen Jahren auf 10 kr.
Das Hochstift Bamberg verfagte später der Gemeinde Fürth die Zu—
fuhr von Getreide und Lebensmitteln aus ihrem Lande und aus den dom—
probsteilichen Ortschaften. Den Abgesandten Lotter und Weigmann, welche
um Aufhebung des Verbots nachsuchten, wurde geantwortet:
„Die Fürther sind rebellische Unterthanen und zah—
len keine Steuern!“
Uber diese Teuerung sagt eine geschriebene Chronik vom vorigen
Jahrhundert: „Fürsten und Herrn nahmen sogleich eine Landsperre vor,
daß kein Land dem andern etwas zukommen lasse, auch sind alle Pässe
besetzt worden. Wir haben in Fürth 12 Jäger ins Quartier bekommen
samt Husaren, welche wechselsweise alltäglich die Straßen visitieren und
passieren mußten, damit nichts nach Nurnberg gekommen. Da ist eine solche
Not entstanden, wie dies folgende Anmerkung zeiget:
lSra. Korn 70 fl. — kr. 1Mizn. Kleie — fl. 30 kr.
„Kern 84 — un Pid. Reis — 16,
Weizen „Brot „12,
Gerste Schmalz — 430,
Haber Schweinfleisch — „11 4,
„„Hirse Rindfleish — „8
„Mitzn. Erbsen „Butter — „24,„
„ Linsen „Stück Ei — 3 7
„„Erdäpfel „Maß braunes Bier — 34
„. Gries weißes — „2ä,
chönes Mehl 4— Farrnb. — „Sela,
Semmelmehl 3 Zirndorf. , 32,
Jemachte Gerste 6 Branntwein 3Z/2,