Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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die Gemeindeherrschaft, den Kirchweihschutz, das Vogteirecht über die auf 
den ehemaligen Kampfgerichtsplätzen erbauten Häufern, Zollfreiheit für 
die in Fürth gefertigten Fabrikate und Brückenzoll rechnete, gesetzt 
werden solle. Ansbach bekam Zoll- und Geleitszoll, Vogteirechie 
über die ansbachischen Lehenshäuser, Ernennung des Wasenmeistels. 
Die ansbach'schen Schutzverwandten erhielten das Gemeinderecht 
zugesprochen. 
Mit dem Vorbehalte der Rechte dritter — diese sind die Markgrafen 
von Ansbach, Bischöfe von Bamberg, die Gemeinde Fuͤrth — wurde das 
Urteil vom Kaiser bestätigt, welches Bamberg einen Vergleich nennen wollte. 
Allein Brandenburgs Agnaten verweigerten den Konsenz, die Gemeinde 
Fürth protestierte feierlich wo bleibt da noch der rechtliche Haltpunkt eines 
Vergleiches! Bamberg selbst wollte diesen Verzleich später nicht anerkennen, 
was zur Genüge aus seinen Deduktioren von 1774 und 1791 hervorgeht. 
Suchte es ja in der Deduktion von 1774, Abschnitt X. ä. 172 „diesen 
Vergleich als unverbindlich für das Hochstift darzustellen, auch gab es 
auf die vom Reichshofrat am 9. November 1791 verlangte Erklärung 
„ob es den Vergleich anerkennen wolle oder nicht“ — keine Antwort. 
Das Kammergericht — als allein kompetente und selbst vom 
Reichshofrat als solche anerkannte Gerichtsstelle in dieser Sache gab endlich 
am 27. Oktober 1766, also nach 176 Jahren, ein Urteil ab, 
„vermöge dessen Brandenburg von den bisherigen Ladungen absolviert, 
die von Bamberg prätendierte Obergerichtsbarkeit und' Landeshoheit 
in Fürth aber fuͤr nicht erwiesen erklärt wur e. 
Eine Deklaration vom 23. Juni 1775 erkennt aber diesen Spruch 
nur wieder als „in possessorio, nicht aber „in potitoriot erlassen 
an und zwar 
„daß durch das Urteil von 1766 dem Hause Brandenburg das jus 
territoriale noch nicht zugesprochen sei, sondern jedem Teil nur fein 
Besitz vorbehalten bliebe.“ 
„Brandenburg war aber diesmal ebenso schnell als Bamberg 1715, 
d. h. es entzog der Domprobstei die volle Gerichtsbarkeit, die Judenschutz 
gelder und die Amtswage, die Gefälle von c. 9000 fl. jährlich und beschränkte 
den domkapitlischen Beamten, welcher nur nameuns der Ansbacher 
Regierung die vogteiliche Gerichtsbarkeil über die domkapitlischen Unterthanen 
verwalten durfte, auf Lehengefälle und andere kleine Einkommen.“ 
Was Gerichte wohl nie geordnet hätten, ordnete auf einmal die 
Politik. Verzehrend und versengend sandte die französische Revolution ihre 
Strahlen über die Hunderte von deutschen Staaten, Grafschaften ꝛc. Ver 
Reichshofrat, welcher 1720, 1721, 1722, 1778, 1789 und noch 1791 
seine Kommissionen zur Erecution des inkompetenten Urteils von 1715 und 
des Rezesses von 1717 aneiferte, wurde plötzlich stille, ebenso verhielt sich 
Bamberg passiv; es war keine Zeit zu Deduͤktionen. 
Durch die Regierungsabtretung des Markgrasen Karl Alexander an 
die Krone Preußens 1793 gingen die Immediatunterthanen zu Fürth, 
Zoll und Geleit, Lnndesoet und Obergerichtsbarkeit über sämtliche, 
sowohl Mediat- als Immediatangehörige auf Preußen über.
	        
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