Volltext: Albrecht Dürer

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In der Schule. 
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Rechtzeitig stellte sich am andern Morgen Albrecht ein und 
verkroch sich in der dunklen Ecke. Regungslos saß er da zwei 
Stunden lang und lauschte dem Unterricht des Doktors, der 
seinen Schüler im Latein und der Astronomie unterwies. 
Der Horcher war ganz glückselig, so lange er eben horchen 
konnte, danach aber kamen ihm die Thränen, denn nun wußte 
er erst recht die Jämmerlichkeit des Unterrichts in der Sebaldus— 
schule zu verstehen, und mit betrübtem Herzen saß er andern 
Tages wieder auf der Schulbank. 
Um sein Elend voll zu machen, mußte er heute auch noch 
ein Donnerwetter des Zorns aus dem Munde des Schulmeisters 
über sich ergehen lassen und die Rute auf seinem Rücken fühlen, da 
der Träumer den Worten des Lehrers wenig Beachtung schenkte. 
Den Eltern fiel das stille, verstörte Wesen des Sohnes 
auf, und der Vater fragte ihn eines Tages nach der Ursach. 
Lange wollte der Albrecht nicht mit der Sprache heraus, 
bis er endlich bekannte und Klage führte über die traurige Zucht 
der Schule und die dürftige Frucht des Unterrichts. Der Vater 
aber tröstete ihn: „Wer langsam geht, kommt auch zum Ziel. 
Thue nur das Deine und übe allen Fleiß, daß dir Herr Burgs— 
dörffer hold werde, so wirst du mit den Jahren schon lernen, 
was dir not ist. Hüte dich aber vor Hochmut und eitlem Sinn, 
mein Sohn! Siehe nicht auf die, so höher stehen, denn du, 
neide nicht den Wilibald um seine bessere Lehre. Gedenke, daß 
du eines Handwerkers Sohn bist und einmal bei deinem Vater 
in der Werkstatt stehen sollst. Ein Goldschmied mag der Ge— 
lahrtheit wohl entraten.“ 
Dieses natürliche Trost- und Mahnwort zusammen mit 
der Mutter alltäglichem: „Geh im Namen Christi“ that denn 
auch auf den Knaben seine Wirkung, daß er mit neuem Eifer 
in die Schule ging.
	        
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