Volltext: Albrecht Dürer

232 Einunddreißigstes Kapitel. Künstler und Gelehrter. 
Preisens gesagt werde, zum andern, daß gar keines Neides ge— 
dacht werde, zum dritten, daß von nichts anderm die Rede sii, 
als was in dem Buche stehe, zum vierten, daß nichts aus guten 
Büchern Gestohlenes gebraucht werde, zum fünften, daß das 
Buch allein für die deutsche Jugend geschrieben sei. 
Zuletzt trug sich der Meister Albrecht noch mit einem grö⸗ 
ßern Plan: er wollte in einem umfangreichen Werk mit dem 
Titel: „Speise der Malerknaben“ alles das zusammenfassen, was 
er bisher im einzelnen geschrieben, und durch weitere Zuthaten 
ein Ganzes schaffen, was dem Künstler eine umfassende Fund— 
grube alles einschlägigen Wissens sein sollte. 
Und doch war er fern davon, sich selbst und seine Erkennt— 
nis zum allgemeinen Maßstab und allein gültigen Richtschnur zu 
erheben. War der große Mann doch niemals mit sich selbst zu— 
frieden und sprach's zum öftern aus, daß er sich beim Anblick 
eines vor Jahren gemalten Bildes hernachmals immer geschämt 
habe um der Schwachheit und Unvollkommenheit desselben willen. 
Und in gleichem Ton schrieb er in der Vorrede zu dem in Ar— 
beit genommenen großen Werk: „ Ich schätze meine Kunst ganz 
klein, denn ich weiß, was ich Mangels habe. Darum unter— 
nehme es ein jeglicher, solchen meinen Mangel zu bessern nach 
seinem Vermögen. Wollte Gott, wenn's möglich wäre, daß ich 
der künftigen großen Meister Werke und Kunst, die noch nicht 
geboren sind, jetzt schauen könnte! Wie hoch werden sie es noch 
hinaufbringen, also daß ich gegen sie verschwinde als ein ganz 
kleines Bächlein. Dennoch, wenn ich etwas angezündet habe 
und die folgenden Meister noch das ihre dazu thun, so mag 
mit der Zeit ein Feuer daraus aufgehen, das durch die ganze 
Welt leuchtet.“
	        
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