Volltext: Albrecht Dürer

Erstes Kapitel. In der Dämmerstunde— 
Eltern haben mir ihr Töchterlein ohne Weigern zugeführt, und 
sie hat williglich ihre Hand in die meine gelegt, ist meine liebe, 
getreue Hausfrau worden und darnach eure Mutter. So bin 
ich aber auch ferner noch bei meinem Schwäher verblieben als 
sein Mitarbeiter; das folgende Jahr habe ich mich gegen Er— 
legung von zehn Gülden als Meister in die Zunft aufnehmen 
lassen und zugleich um zwei Gülden die Bürgerschaft erkauft. 
Darnach bin ich mit meiner lieben Ehewirtin in das Haus des 
Herrn Johannes Pirkheimer gezogen auf dem Herrenmarkt gegen 
dem schönen Brunnen und der Liebfrauenkirche, doch nicht in 
den Palast, sondern in ein Hinterhaus, welches in die Winkler— 
gasse schauet. Das ist die Stätte, da du, mein Söhnlein, zur 
Welt geboren bist und deine ersten Kinderjahre verbracht hast, 
davon dir vieles noch erinnerlich sein wird, insonderheit wie du 
auf dem Hof mit dem Wilibald, Herrn Pirkheimers Söhnlein, 
gespielt und kindliche Narretei getrieben, welcher dir ja noch 
anjetzt in Liebe und Freundschaft zugethan. 
Da aber unsre Behausung uns allgemach zu eng ward, 
auch Gott der Herr meinen Fleiß sichtbarlich gesegnet hatte, so 
erkaufte ich mir um dreihundert Gülden ein eignes Haus, da 
sitzen wir nun seit dreien Jahren innen. Wolle der allgütige 
Gott Gnade geben, daß wir noch lange Jahre in Wohlsein 
und Frieden unter diesem Dach wohnen; denn wir alle Ursach 
haben ihm Dank zu sagen, daß er uns bis hieher allewege 
sanft und freundlich geführet. 
Du aber, mein lieber Sohn, sollst ermahnet sein: Wandle 
vor Gott, wie Abraham, der Gesegnete des Herrn, auf daß es 
dir auch wohl ergehe und du lange lebest auf Erden. Denn 
alles Glückes Grund und Eckstein ist die Gottesfurcht, und 
wird niemand zu Schanden, der seine Hoffnung setzet auf den, 
der Himmel und Erde gemacht hat.“
	        
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