Erstes Kapitel. In der Dämmerstunde—
Eltern haben mir ihr Töchterlein ohne Weigern zugeführt, und
sie hat williglich ihre Hand in die meine gelegt, ist meine liebe,
getreue Hausfrau worden und darnach eure Mutter. So bin
ich aber auch ferner noch bei meinem Schwäher verblieben als
sein Mitarbeiter; das folgende Jahr habe ich mich gegen Er—
legung von zehn Gülden als Meister in die Zunft aufnehmen
lassen und zugleich um zwei Gülden die Bürgerschaft erkauft.
Darnach bin ich mit meiner lieben Ehewirtin in das Haus des
Herrn Johannes Pirkheimer gezogen auf dem Herrenmarkt gegen
dem schönen Brunnen und der Liebfrauenkirche, doch nicht in
den Palast, sondern in ein Hinterhaus, welches in die Winkler—
gasse schauet. Das ist die Stätte, da du, mein Söhnlein, zur
Welt geboren bist und deine ersten Kinderjahre verbracht hast,
davon dir vieles noch erinnerlich sein wird, insonderheit wie du
auf dem Hof mit dem Wilibald, Herrn Pirkheimers Söhnlein,
gespielt und kindliche Narretei getrieben, welcher dir ja noch
anjetzt in Liebe und Freundschaft zugethan.
Da aber unsre Behausung uns allgemach zu eng ward,
auch Gott der Herr meinen Fleiß sichtbarlich gesegnet hatte, so
erkaufte ich mir um dreihundert Gülden ein eignes Haus, da
sitzen wir nun seit dreien Jahren innen. Wolle der allgütige
Gott Gnade geben, daß wir noch lange Jahre in Wohlsein
und Frieden unter diesem Dach wohnen; denn wir alle Ursach
haben ihm Dank zu sagen, daß er uns bis hieher allewege
sanft und freundlich geführet.
Du aber, mein lieber Sohn, sollst ermahnet sein: Wandle
vor Gott, wie Abraham, der Gesegnete des Herrn, auf daß es
dir auch wohl ergehe und du lange lebest auf Erden. Denn
alles Glückes Grund und Eckstein ist die Gottesfurcht, und
wird niemand zu Schanden, der seine Hoffnung setzet auf den,
der Himmel und Erde gemacht hat.“