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Dreiundzwangigstes Kapitel. Aus Nacht zum FLicht.
Und nun, nachdem er sich selbst zurecht gefunden, nun
offenbarte er sich seinem Volke, und seine Zuversicht zu der
Wahrheit der Lutherschen Verkündigung wuchs, als er die Be—
gierde sah, mit welcher Frau Agnes seiner Belehrung lauschte,
und ihren Dank vernahm, daß nun auch ihr aus großer Not
geholfen sei.
Seine Freude mehrte sich noch, als er auch seinen Freund
Pirkheimer für den Luther sich begeistern sah und von ihm er—
fuhr, daß er sich selbst mit einem Brief an den Doktor Marti—
nus gewendet habe. O, wie gern hätte er selber dem Manne
Gottes sein Herz ausgeschüttet!
Mit der größten Spannung verfolgte er nun das Schicksal
Lduthers, gegen den nun bald giftgetränkte Pfeile geflogen kamen,
mit der größten Begierde griff er zu, wenn ein neues Büchlein
von dem Gottesmanne ausging, um in demselben Maße inner⸗
lich fortzuschreiten, als der Doktor Martinus selber durch die An—
griffe seiner Widersacher schrittweise weitergeführt wurde in der
Erkenntnis der Wahrheit.
Er fühlte sich so leicht, so froh, seine Seele erhob sich in
einem Wonnegefühl, wie er es noch nie gekannt, wie es auch
das höchste menschliche Lob seiner Kunst nicht hervorzurufen im
stande gewesen war. Er war glückselig im Besitz des Friedens
Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft.