Künstler und Kaiser.
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ein Triumphzug sein soll. Dieses Kunstwerk aber zu vollbringen,
dazu hat er Euch ersehen, vielwerter Meister Dürer. Frage Euch
derhalben, ob Ihr dessen willig seid.“
Dürer neigte sich ehrerbietig und sprach seine dankbare
Freude aus über die ihm damit angethane Ehre, fragte dann
auch, in welcher Form und Art kaiserliche Majestät das Bild—
werk begehrten.
„Es soll in Holzschnitt ausgeführet werden“, erklärte Sta—
bius, „und so groß, daß es etwa zehn Schuh in die Höhe und
neun Fuß in die Breite mißt.“
Dürer entsetzte sich innerlich bei dieser Eröffnung. Er be—
rechnete sich in der Geschwindigkeit, daß dazu achtzig bis neunzig
Holzstöcke nötig sein würden, welche an einander gefügt werden
müßten. Jedoch die Größe der Aufgabe übte auf ihn gerade
einen sonderlichen Reiz, und so wiederholte er denn seine Be—
reitwilligkeit, den Auftrag zu übernehmen.
Stabius drückte ihm warm die Hand und verweilte nun
noch länger.
Die Männer waren bald in ein Gespräch vertieft, und
Dürer lernte in Stabius einen Mann kennen von scharfem Ver—
stand und ausgebreiteter Gelehrsamkeit, voll Sinn und Verständ—
nis für die Kunst, mit dem zu reden eine wahre Herzens—
lust war.
Am andern Abend war Stabius schon wieder da und so
auch die folgenden Tage, so lange der Kaiser in Nürnberg
weilte; und es entwickelte sich zwischen dem Gelehrten und dem
Künstler ein tiefinniges Freundschaftsverhältnis, daß Herr Pirk—
heimer schier eifersüchtig ward. Ja, als der Kaiser endlich auf—
brach, ließ er seinen Rat zurück, da dieser ihn darum gebeten
hatte, um dem Meister Dürer bei der Herstellung der Ehren—
pforte behilflich zu sein.