Volltext: Albrecht Dürer

Des Sreundes Treue. 
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damit die unvermutete, nackte Kunde mein armes Weib nicht 
daniederwerfe, sondern, mit Eurem Trost gemischt, ihr linder 
und erträglicher werde. Der Fahrende hat von verlorenen 
Schlachten geredet, und solches ist thränenwert genug, doch der 
Bote Eures Gemahls ist ausgeblieben — so banget Euch nicht 
fürder um ihn, als könnte ihn ein bös Geschick ereilet haben.“ 
Frau Crescentia hatte dem Sprecher jedes Wort vom Mund 
gesogen; jetzt faßte sie leidenschaftlich seine Hand und preßte sie 
so, daß es ihm schier wehe that. „O habet Dank, habet Dank, 
bielwerter Meister! Wahrlich, wie eines Engels Stimme klingen 
mir Eure Worte, und der Aufruhr meines Herzens wird still. 
Dank auch dir, mein Wilibald, für deine zärtliche Fürsorge um 
dein armes Weib! Ja, das war wohlgethan von ihm, daß er 
sich vorgenommen, seinen Boten zu Euch zu senden und nicht 
geradeswegs zu mir. Gebe aber die heilige Jungfrau, daß 
dieser Bote, der doch nur ein Unheilskünder wäre, niemals 
komme, helfen die lieben Heiligen, daß des Krieges bald ein 
Ende sei! — — — Ach, von neuem will das Herz mir bangen: 
seit der Fahrende den Schauplatz des Kriegs verlassen, ist man— 
her Tag verronnen, und was kann inzwischen Neues geschehen 
ein!“ 
Dürer legte der Frau die Hand auf die Schulter. „O seid 
nicht undankbar gegen den, der Euch bis hierher den Gemahl 
vor aller Fährlichkeit behütet, sondern vertrauet ihn! Nur im 
Vertrauen zu der Allmacht und Barmherzigkeit wird das Herz 
still und stark.“ 
Frau Crescentia ließ schweigend die Augen eine Zeitlang 
am Boden haften, dann erhob sie sie langsam zu dem Meister 
und nickte ihm zu: „Euer Wort ist gut, lieber Meister, und ich 
vill Euch folgen. Betet für mich, daß mein Herz auch so still 
und stark werde, wie das Eure!“
	        
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