Des Sreundes Treue.
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damit die unvermutete, nackte Kunde mein armes Weib nicht
daniederwerfe, sondern, mit Eurem Trost gemischt, ihr linder
und erträglicher werde. Der Fahrende hat von verlorenen
Schlachten geredet, und solches ist thränenwert genug, doch der
Bote Eures Gemahls ist ausgeblieben — so banget Euch nicht
fürder um ihn, als könnte ihn ein bös Geschick ereilet haben.“
Frau Crescentia hatte dem Sprecher jedes Wort vom Mund
gesogen; jetzt faßte sie leidenschaftlich seine Hand und preßte sie
so, daß es ihm schier wehe that. „O habet Dank, habet Dank,
bielwerter Meister! Wahrlich, wie eines Engels Stimme klingen
mir Eure Worte, und der Aufruhr meines Herzens wird still.
Dank auch dir, mein Wilibald, für deine zärtliche Fürsorge um
dein armes Weib! Ja, das war wohlgethan von ihm, daß er
sich vorgenommen, seinen Boten zu Euch zu senden und nicht
geradeswegs zu mir. Gebe aber die heilige Jungfrau, daß
dieser Bote, der doch nur ein Unheilskünder wäre, niemals
komme, helfen die lieben Heiligen, daß des Krieges bald ein
Ende sei! — — — Ach, von neuem will das Herz mir bangen:
seit der Fahrende den Schauplatz des Kriegs verlassen, ist man—
her Tag verronnen, und was kann inzwischen Neues geschehen
ein!“
Dürer legte der Frau die Hand auf die Schulter. „O seid
nicht undankbar gegen den, der Euch bis hierher den Gemahl
vor aller Fährlichkeit behütet, sondern vertrauet ihn! Nur im
Vertrauen zu der Allmacht und Barmherzigkeit wird das Herz
still und stark.“
Frau Crescentia ließ schweigend die Augen eine Zeitlang
am Boden haften, dann erhob sie sie langsam zu dem Meister
und nickte ihm zu: „Euer Wort ist gut, lieber Meister, und ich
vill Euch folgen. Betet für mich, daß mein Herz auch so still
und stark werde, wie das Eure!“