Volltext: Hans Sachs und die Heldensage (Band 1)

den Volksbüchern, Chroniken und sonstigen Werken der er- 
zählenden Litteratur entlehnt sind, und man kann deutlich an 
dieser reichen Production den allmählichen Fortschritt in der 
künstlerischen Entwicklung des Dichters aufzeigen. Man be- 
merkt, wie Hans Sachs zunächst die neuen Stoffe, noch ganz 
auf dem Boden der überlieferten Technik stehend, zu behandeln 
sucht, wie diese sich widerspenstig zeigen (der schwanger 
pawer, 25. Nov. 1544; die marggreffin Griselda, 15. April 1546), 
wie das Ringen mit der Vorlage ihm Fortschritte abnötigt, bei 
denen wir unter dem Neuen die alte Weise deutlich wiedererkennen, 
und so ergibt sich eine stetige Entwicklung, in deren Verlaufe 
Hans Sachs zu einer hohen Stufe des Könnens und der Selb- 
ständigkeit seinen Vorlagen gegenüber gelangt, auf welcher wir 
ihn zum Teil auch in der hier vorliegenden Tragödie vom 
„hürnen Seufrid“ erblicken werden. 
Die Forschung muss diesem Werke ein ganz besonderes 
Interesse entgegenbringen, einerseits weil die Quelle für Act VII 
bisher noch eine umstrittene war, andrerseits weil sich da, 
wo Hans Sachs bekannten Vorlagen folgt (in den ersten 6 Aecten), 
eine Reihe von Abweichungen ergeben, die wir mit Rück- 
sicht auf die Entstehungszeit der Tragödie doch nicht mehr 
mit Tittmann a. a. O0. s. XXX als zufällige bezeichnen dürfen. 
Die Abweichungen mit Rücksicht auf die Quellenfrage zu unter- 
suchen, wurde bisher noch nicht versucht, es wird sich jedoch 
zeigen, dass diese für die Beantwortung der Frage nach der 
Vorlage von Act VIL Winke zu geben geeignet sind. 
Es ist lange bekannt, dass das Siegfriedslied Quelle ist für 
die ersten 5 Acte der Tragödie; im einzelnen entsprechen diese 
etwa folgenden Versen des Liedes: Act I==5$.L. str. 1—7, 1; 
Act I1=S. L. str. 7,2—18, str. 32; Act NI=5$. L. str. 19 
— 3831, 33—60; Act IV ==S5. L. str. 61—100; Act V==S. L. 
100—172.1!) In den ersten beiden Acten verfährt der Dichter 
1) Vgl. auch B. Philipp, Zum Rosengarten, Halle 1879. Einl. 
s, XXXXIV. Diese Arbeit, für die Rosengartenüberlieferung verdienst- 
lich, bietet für den „hürnen Seufrid“ keine Förderung.
	        
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