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Haßner öffnete das Gatter, das seine kleine
Etage vom Treppenhaus abtrennte, und betrat direkt
sein Schlafzimmer.
Erschrocken prallte er zurück. Auf dem Tisch
brannte ein Licht und davor saß ein schlafendes
Weib. Der schwarze lockige Kopf lag auf der
Tischplatte.
Rasch schloß Haßner die Tür. Mit einem
Schritt war er bei dem schlafenden Geschöpf und
berührte ihre Schulter.
Da schreckte sie auf. Einen Moment sah sie
traumbefangen ins Leere, dann sprang sie auf und
schaute Haßner mit völlig wachen Augen ab—
wartend an.
„Du? Du, Rose?“ Haßner war ganz fassungs—
los bei ihrem Anblick.
Rose nickte stumm, dabei sah sie ihn halb
ängstlich, halb trotzig an.
„Wie — wie kommst Du hierher — was —
was willst Du denn?“ Haßner stützte fich mit ge—
ballten Fäusten auf den Tisch.
„Dich will ich!“ stieß Rose heraus.
„Aber — ich —“ Haßner richtete sich mit einem
Ruck auf. „Du hattest mir versprochen, in München
zu bleiben.“
„Ja, schon.“ Rose spielte mit den Fransen der
kleinen Decke, die auf dem Tisch lag. „Schon —
wie man halt so was verspricht. Aber — ich hab's
nicht ausg'halten, nein, wirklich nicht.“
Nun blickte sie wieder zu Haßner auf und aus
ihren Augen strahlte ihm die ganze Leidenschaftlich—
keit entgegen, mit der sie sich an ihn gehangen.
„Ich hab's nicht ausg'halten vor Sehnsucht nach
Dir — und da bin ich auf und davon. Erst zu