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In Erkenntnis diejfer hohen Bedeutung der Heimarbeit für die Zinn-
Ägureninduftrie Jprad) ein Nürnberger Fabrikant die Anficht aus, daß die
Kührerfchaft Nürnbergs und Fürths in der Fabrikation von Zinnfiguren
ihre Urfade in dem in den beiden Stähten eingefeljenen Stamme von Zinn-
malerinnen Habe. Die Frage, ob diefe Anficht richtig ijt, oder ob auch noch
andere Faktoren und in weldem Maße diefe anderen Faktoren mitwirken,
daß Nürnberg und Fürth den erften Plag in diefer Indufjtrie behaupten, ift
hier nicht zu unterfuchen; jedenfalls aber zeigt diefe Behauptung, daß fich
die Fabrikanten der Wichtigkeit der Heimarbeit wohl bewußt find. Einen
Beweis für die aroße Bedeutung der Heimarbeit für die Zinnfiguren-
Fabrikation liefert auch die Thatfache, daß bei Neugründungen von Fabriken
an anderen Orten Zinnmalerinnen aus Nürnberg bezw. Fürth dorthin ver-
vflanzt werden !.
Da, wie gezeigt wurde, die Zinnfigureninduftrie ihr Gedeihen zum
aroßen Teile der billigen Arbeitskraft verdankt, melde die Heimarbeit Liefert,
fo fann mit Beftimmtheit behauptet werden, daß Ddiefe Induftrie in Zu-
funft fig der Heimarbeit bedienen wird, fo lange fie foldhe Arbeitsfräfte
erlangen wird, felbjt wenn diefe unter Bedingungen fich darbieten follten,
welche für den Fabrikanten ungünftiger find, als diejenigen, zu welden ihm
heute die Zinnmalerinnen zur Verfügung ftehen.
Eine Befferung in der Lage der Zinnmalerinnen durch eine Veränderung
der Betriebsform ift demnach nicht zu erwarten, zumal da, mie oben gezeigt
murde, der Gebrauch von Mafchinen in der Zinnfigureninduftrie aus
gefchloffen ijt. Die Lage einzelner Kann wohl eine Befferung erfahren durch
Behebung oder Milderung der Übel, melde Heute für fie das Bedürfnis
eines Nebenerwerbs verurfachen, beifpielsweife indem die Löhne von Arbeitern
eines beftimmten Gemerbes erhöht werden, Jo daß für die Frauen Diefer
Männer die Notwendigkeit des Nebenerwerbs megfällt, Über niedrige
Löhne und andere fociale Übel wird e8 noch lange geben, au Familien
mit einem reichen Kinderfegen, fo daß auch noch lange genügend Arbeits:
fräfte für Heimarbeit vorhanden fein werden.
Ein Mittel zur Befferung ihrer Lage aber Haben die Zinnmalerinnen
in der Hand, ein organifiertes Vorgehen zur Erlangung
befjerer Arbeitsbedingungen. Die Fabrifanten fönnen, mie ge-
zeigt murde, Die Heimarbeiterinnen nicht entbehren, Können diefelben auch
nicht leicht durch ungelernte und ungelibte Kräfte erfeßen; andererfeits wird
die Kndultrie au nicht aleidh zu Grunde gerichtet merden, wenn fie ihren Heim:
— Mitteilung eines Nürnberger Jabrikanten.