Volltext: Die Zinnmalerinnen in Nürnberg und Fürth

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Die Dauer der Arbeitszeit ijt verfdhieden, vor allem je nachdem eine 
Frau einen größeren oder geringeren Verdienft dur die Heimarbeit fucht. 
Eine durchfhnittliche Arbeitsdauer läßt fidh daher nicht feftftellen; aber es 
fann mit Beftimmtheit behauptet werden, daß nur menige Zinnmalerinnen 
fürzere Zeit als 10 bis 12 Stunden im Tage arbeiten. (Dies gilt Telbft- 
verftändlih nicht von den BZeiten, in melden die Produktion fo weit ein: 
gefdhränft ift, daß die Frauen feine Arbeit erhalten, die fo lange Zeit in 
Unfpruch nehmen würde.) Denn nad) der üÜbereinftimmenden Ausfage faft 
[ämtlicher befragten Frauen muß eine SZinnmalerin mindeftens 10 bis 12 
Stunden täglich arbeiten, wenn die Arbeit ventabel fein fol, d. bh. wenn 
die Arbeiterin, die dazu au) noch eine gefchidte Arbeiterin fein müffe, 
4 bis 5 Mark Brutto-Verdienft in der Woche erzielen will. — Auch der 
Sonntag wird von den meiften Frauen zur Arbeit verwendet. 
Die Dehnbarkeit der Arbeitszeit in der Hausinduftrie zeigt fih auch 
bei den Sinnmalerinnen. Die rauen arbeiten Häufig fo lange, bis e8 
nen phyfifd unmöglich ift, weiter zu arbeiten. Cine Binnmalerin in 
Nürnberg erzählt, daß fie mandımal morgens um 2 Uhr von ihrer Arbeit 
meg in faft bewußtlofem Zuftande ins Bett gehoben werden miüfje. Cine 
Arbeitsdauer von 14 bis 17 Stunden ift Feine Seltenheit; fo giebt eine 
Srau in Fürth an, fie beginne morgens um "26 Uhr und arbeite his 
11 Ubhr nachts. Dabei verridtet fie Dazwifdhen beinahe keine Hausarbeit 
und nimmt fi Faum die nötige Zeit zum Effen, Cine andere Hrau in 
Fürth arbeitet nach ihrer Angabe von !25 Uhr morgens bis 11 Uhr nachts. 
Während der Hohen Saifon wird die Arbeitszeit natürlich im weitejten 
Maße ausgedehnt. Da kommt es vor, daß Frauen zwei: bis dreimal in 
der Woche eine Freinacht machen, d. h. fid überhaupt nicht ins Bette legen, 
oder hHöchftens 2 bis 3 Stunden. Zu diefer Zeit müffen felbjt weniger be: 
dürftige Arbeiterinnen Häufig bis 4 Uhr oder 5 Uhr morgens arbeiten; 
denn wenn fie die Arbeit nicht rechtzeitig liefern, riskieren fie, während der 
euhigen SGefchäftszeit, wenn die Produktion nur in beihränktem Make {tatt- 
inbet, feine Arbeit zu erhalten. 
Die Arbeitszeit der Kinder richtet fi vor allem nach der Arbeitszeit 
der Mütter; daß eine Frau ihre Kinder länger arbeiten läßt, als fie felbft 
arbeitet, wird mohl Faum vorkommen. Herner ijt fie abhängig von der 
Rücficht, welche die Eltern auf ihre Kinder nehmen. E83 giebt Eltern, 
die in dürftigen Verhältnifien leben und doch ihr Kind nur mäßig zur 
Arbeit hHeranziehen. Im allgemeinen aber fann behauptet werden, daß 
beim Zinnmalen die Kinder übermäßig angeftrengt merden. 
Wenn man zwar die Irauen nach der MBeichäftiaunasdauer ihrer Binder
	        
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