1532
alsbald an Melanchthon, der den Bangenden nicht
lange in Zweifel ließ. „Unser teuerster Vater lebt,“ schreibt
ihm Meister Philipp und kündigt ihm die Ankunft des
wittenberger Priors Held an, der ihm alles bekannte mit⸗
teilen wird. 6) Und der ängstliche wittenberger Präzeptor,
der nicht minder des Vikars Bedeutung in Luthers Sache,
wie die Schwierigkeit seiner Stellung gegenüber dem von
Papst und Kaiser in Bann und Acht erklärten Monche
wohl ermißt, glaubt dem Freunde und Gesinnungsgenossen
das ermutigende Mahnwort zurufen zu müssen: „Siehe
Du zu, daß Du Dir 6) niemals unähnlich bist. Wappne
Dich und sei stark!“ .— gleichzeitig ein Feugnis für des
Generalvikars bisheriges Verhalten, wie für sein vertrautes
Verhältnis zu Melanchthon. Wo dieses Schreiben Linck
erreichte, vermögen wir nicht zu bestimmen. Inzwischen
hatte er seine Ordensreise zum Niederrhein fortgesetzt und
war, von der Flußstraße abbiegend und dadurch Worms
umgehend, über Frankfurt gen Koblenz gelangt. Das
Augustinerkloster lag auf der dieser Stadt gegenüberliegenden
Rheinseite, dem sogenannten Ehrenbreitstein. Demnächst
besuchte er Köln, die Hochburg der Römlinge, auf dessen
Markt vor wenig Monden Cuthers Bücher dem Scheiter⸗
haufen übergeben waren. 67) Zu diesen Maßnahmen hatte
sich der dortige Augustinerkonvent, vorzüglich durch die
Wirksamkeit eines Heinrich Hu mel, dem die theologische
Fakultät bereits ihre Hörsäle verschloß, in Gegensatz gesetzt
und mit gar haßerfüllten Blicken mag man hier dem obersten
der schwarzen Kuttenbrüder begegnet sein. ẽ8)
Es war in der That kein geringes Wagnis, als Linck
nunmehr die kaiserlichen Erblande betrat, wo ein von
Aleander betriebenes Mandat Karls überall die Bulle