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gregation in die unabsehbaren Weiten des Meeres der
Zukunft zu dem noch unbekannten Eiland einer reformierten
Kirche hinauszuleiten. Er entschloß sich, von der Leitung
eines Gemeinwesens zurückzutreten, dem er die ganze Kraft
seines Lebens geopfert hatte, und wenn wir seine späteren
Briefe an seinen Nachfolger lesen, erkennen wir, daß gerade
dessen persönliche Tüchtigkeit ihm diesen Schritt erleichtert
hat. 238)
Einmal gewillt, abzudanken, durfte er seine ganze
Haltung gegen Luther ändern. Sofort kam die Liebe zu
dem aufrichtigen Mönche zum Durchbruch und Luther
meldet erfreut diese Kundgebung des geliebten Vaters dem
Kreise seiner intimen Bekannten.?s) Nun zwang Staupitz
die durch die Neuwahl auf das Bedeutsamste gesteigerte
Wichtigkeit des Kapitels zu einer Verschiebung und sofort
setzte er den Jahrestag des heiligen Augustin, den 28. August
1520, als den Anfangstermin und Eisleben als Versamm—
lungsort fest.?) Wie dann die von den verschiedensten
Seiten schon früh ausgesprochenen Vermutungen einer Ab—
berufung Lincks aus Nürnberg darthun, scheint Staupitz
inzwischen die Wahl seines Wenzel gesichert zu haben. Jeden—
falls fanden bereits im April und Mai Besprechungen über
dessen Nachfolge statt. Am 3. Mai ist schon der augsburger
Domherr Bernhard Adelmann darüber unterrichtet. Er
schreibt seinem Freunde Pirckheimer: „Ich fürchte, daß ich
meinen treuen und fleißigen Sachwalter bei Euch, Wenzel,
verliere: doch ich erbitte und wünsche alles, was ihm zum
Wohle gereichen mag“.“) Und der Rat von Nürnberg
trägt große und begründete Sorge, daß ihm der treffliche
und verdienstvolle Prediger entrissen werden möchte. Deshalb
richtet er ein offizielles Schreiben an das eislebener Ordens⸗