118
aufsuchte und „hier die Herzen für die Predigt von der
freien Gnade empfänglich machte oder empfänglich fand“. ?05)
Wir wollen der Nebensächlichkeit halber auf Bendixens
Vermutung nicht eingehen.
Am 24. September kamen Staupitz und Wenzel wieder
in Nürnberg an, von wo der Vikar nach München weiter⸗
reiste.?06) Hier in der humanistisch beeinflußten Sodalitas
stand man dem leipziger Ereignis ungleich sympathischer
gegenüber. Meine Untersuchungen über das Verhältnis der
Reformation zum Hhumanismus 207) haben den Urgrund dieser
Sympathisierung dargethan, die Sodalitas und deren aus⸗
wärtige Freunde zeitigten ihre charakteristischsten Blüten.
Zugleich erscheint hier auch der gerade mit dem leipziger
Vorgang verbundene persönliche Beweggrund am klarsten;
nämlich die Abneigung gegen Sck. Der Ingolstädter Pro—
fessor war inzwischen gelegentlich der Scheurlschen Hochzeit,
die am 29. August 1519 stattfand, persönlich in Nürnberg
gewesen.?s) Was immer an Schilderungen seines hoch—
fahrenden Wesens bisher brieflich zur Kenntnis der Nürn—
berger gelangt war, lernte man jetzt aus eigener Anschauung
sattsam kennen. ?00) Pirckheimer und Spengler, Ebner und
der ganze Kreis der patrizischen Sodalen waren auf das
Höchste empört. Nur Scheurl fühlte sich durch die Anwe—
senheit des leipziger Triumphators bei seinem Ehrenfeste
beglückt.?10) Mit diesem Eckschen Besuch war die Sodalitas
in ihrem bisherigen Bestande aufgelöst. Die plötzliche
Mission Scheurls nach Spanien, die ihn mit Nikolaus Haller
an das Hoflager des neugewählten Kaisers abordnete,
Nürnbergs Glückwünsche zu überbringen, 211) überhob ihn
ernsten persönlichen Konflikten. Als Linck nach Nürnberg
zurückkehrte, war Scheurl bereits abgereist 212) und erst am