strengungen des ungewohnten Rittes die freundlichste Auf—
nahme fand. 135) Hier empfing er jene von Spalatin
übersandte Abschrift des päpstlichen Breves an Cajetan vom
23. August, welches ihn unverzüglich zu verhaften und alle
seine Anhänger mit Bann und Interdikt zu belegen befahl.
hheute zweifeln wir nicht an der Echtheit des Erlasses,139) aber
Luther schien es unglaublich, daß solch Ungeheuerliches von dem
obersten Pontifer, noch dazu von Leo X. ausgehen könne.140)
Natürlich war die maßlose päpstliche Art, die hin—
weg über Kaiser und Landesherrn einen deutschen Un—
terthan ohne weiteres in ein Verließ der Engelsburg
einsargen zu können vermeinte, nur geeignet, der selbstbe⸗
wußten Reichsstädter Liebe und Verehrung zu dem Märtyrer
der Wahrheit zu steigern. Diese hehre Begeisterung für
den einzigen Martinus schildert Scheurl den Wittenbergern
wenige Tage nach Luthers Abreise mit folgenden Worten:
„Bei Tisch — er berichtet von ihren regelmäßigen Zusammen-—
künften — dreht sich das Gespräch fast ausschließlich um
den einzigen Martin: diesen verherrlichen, bewundern, ver—
teidigen sie, alles sind sie bereit, für jenen auf sich zu
nehmen, aus seinem Schatze rezitieren sie und wenn jemand
eines bemerkenswerten Ausspruches sich entsinnt und ihn
vorbringt, wird er beklatscht; ich kann nicht darstellen, wie
begeistert alle von Martin sind, wie sie seine Bücher küssen,
als Kleinodien bewahren und begierig durchforschen; doch
der Vorderste aller ist unser Ebner, in seiner großen Be—
deutung ein ganzer Martinianer. — Es grüßt Euch ehrer—⸗
bietig dieser sehr glänzende Kreis und bittet, aufs beste
ihrem Führer Martinus empfohlen zu werden, für dessen
allseitiges Glück und Wohlergehen er betet, den Gott un—
versehrt seiner angelobten Kirche erhalten möge“. 149
be
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