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viel unflätige Sachen nicht wol nennen Fönnen ohne fondere
Umfchreibung. (I, 114.) Nicht nach dem Lateinijdhen darf man
fi ridhten, unfere Sprache wil nach ihrer Eigenjchaft gerichtet
werden. (I, 18.)
Man fieht, in mandjem fühlt fih Harsdörfer fjelber noch
nicht ficher. So ijt er für Gejtattung unreiner Reime, man [äffet
zu verwandte Buchftaben. (I, 36ff.) Bedenklicher noch Hört fidh
daz über die Mundarten Gefagte an, es vermeint ein jeder „feine
Mund: und CTonart fey die befte“, ... „jeder fchreibt nach feiner
aUusrede “. Das fieht fajt aus, als gäbe Harzdörfer die Schrift-
iprache überhaupt preis. Doch fo IcOlimm ijt e8 nicht gemeint,
man darf hierinnen nicht auf den gemeinen Pöbel fehen, .. fondern
auf vorneme, gelehrte und tapfere Männer. (I, 102.) Anfängern
und Schülern will er geftattet haben, fich frembder Poeten Er-
Andungen zu bedienen, ja er meint nicht unrichtig, es fey- ein
rühmlicher Diebftal, vorausgefebt, daß fie die Sache recht vorzu-
Bringen wüßten. Wir begegnen in Leffings Ausführungen über
Weife3 Richard einem ganz ähnlidhen Gedanken. Harzdörfer folgt
nur feiner Natur, wenn er unter allen Erfindungen die Sehrgedichte X
für die artigften hält, (I, 105.) * „Wolerfundene neue Wörter”
zieren ein Gedicht. (I, 109.) Hauptjache ift, daß fich der Dichter
der Tonmalerei befleißigt. (I, 110.) Dagegen dürfen Fremde
Wörter mit ug in einem Teutfchen Gedicht nicht ftehen. (I, 112.)
Sn dem Anhang „von der Kechtichreibung“ vertritt Harzdürfer
feine alten Jorderungen.
Tiefer in die Sache führen unz Harsdürfer8 weitere fecdhs
Stunden des zweiten Teils.
Die Poeterey ift eine Nachahmung deffen, was i{ft oder fern
Fönnt. Wie der Mahler die fichtbarliche BGeftalt und Befchaffenheit
vor Augen, ftellef, alfo bildet der Poet auf das eigentlichfte die
innerliche BZewanntnif eines dings... (II, 7.) Souderlich aber
fiehet man. des Poeten Kunft in der Befchreibung, welche ein
redendes Gemähl und mit dem. natürlichen. Worten eigentlichft
ausgebildet werden fol. (II, 33.) WazZ Hundert Jahre fnäter die