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andere poetische Kleinarbeit dem Schatze seiner Dichtungen ein-
verleiben, die Gedichte des Nürnberger Volksdichters Johann Konrad
Grübel, „der sich freut, mit dem alten Meister Sachs so nahe ver-
wandt zu sein“,*! rezensieren oder Bausteine für den zweiten Teil
des „Faust“ zusammentragen.* Noch in seinen letzten Lebensjahren ist
Goethe für Hans Sachs auf der Bühne eingetreten. Für die Berliner
Aufführung von Deinhardsteins Hans Sachs, bei der auch „Hans
Sachsens poetische Sendung“ vorgetragen wurde, hat er einen Prolog
zedichtet. Deinhardsteins Drama „Hans Sachs “, das zum ersten-
mal im k. k. Hof-Theater nächst der Burg in Wien am 4. Oktober 1827
aufgeführt wurde, wird man ein besonderes Lob nicht spenden
können,.®? Es ist zu sehr mit kleinlichen Zügen angefüllt, dagegen
fehlen ganz der große historische Hintergrund, das Nürnberger Leben,
die Vorführung höherer dichterischer Bestrebungen, Deinhardsteins Zeit-
genossen haben dies auch gefühlt. So hat das Stück nur insoferne Be-
deutung, als es das erste ernst zu nehmende Schauspiel ist, in dem
Hans Sachs als dramatische Person vorgeführt wird. Auf der Bühne
ist es oft erschienen.
Noch weniger als Deinhardsteins Drama ist Friedrich Furchaus
aus den Werken Hans Sachsens zusammengetragene und romanhaft
aufgeschwellte Lebensbeschreibung des Meistersängers (Leipzig,
pn
1 Grübels sämtliche Werke. Neu herausgegeben von Georg Karl
Fromman, Nürnberg, 1857, 1. Ba., 8. XV—XVIH: In Hans-Sachsischen Versen
hat Grübel nicht gedichtet, doch erinnert ‚die kleinbürgerliche'_Stoffwahl
gelegentlich an Hans Sachs, der von ihm auch. den Lesern gegenüber als
„braver Moh und Master“ bezeichnet wird (1. Bd., Ss. 3 ff.).
* Bei der Gestaltung zweier Szenen im 1. Akt des 2, Teiles (das Er-
scheinen des Mephistopheles am Hofe und die Beschwörung der Helena)
kann wenigstens die Erinnerung an Hans Sachs mitgewirkt haben, jedenfalls
ist aber Hans Sachs nicht in dem Maße Vorbild gewesen, wie K. J. Schröer
"Faust von Goethe, 2. Th., Heilbronn, 1881, 8. XIX— XXIII) es annimmt.
> Deinhardstein. Hans Sachs. Wien, 1829. Im Anhang S. 125—1926
ist Goethes Prolog abgedruckt, S. 127—140 eine Besprechung der Hamburger
Aufführung, die günstig für Hans Sachs und für Deinhardstein gestimmt
ist. Über die Verhandlungen mit Brühl betreffs des von Goethe verfaßten
Prologes vgl. man Briefe von und an Goethe. Hg. von F. W. Riemer, Leipzig,
1846, S. 155—166, Suphan, Hans Sachs in Weimar, S. 41—44. Die Änderungen,
die Graf Brühl an „Hans Sachsens poetischer Sendung“ vornehmen zu
müssen glaubte, bieten einen kleinen köstlichen Beitrag zur Geschichte des
Zeitgeistes.