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Bearbeitungen, sogar ins Tschechische wurde eines seiner Stücke,
die Geschichte von Judith und Holofernes, übersetzt.!
Daß man der inneren Kraft seiner Werke noch lange nach
Hans Sachsens Tode eine mächtige Wirkung zutraute, dafür hat ein
bereits (S. 4) angeführtes Beispiel einen besonders lehrreichen
Beweis geliefert.
Mit einem Worte möge wenigstens erwähnt werden, daß schon
zu Lebzeiten Hans Sachsens einzelne seiner Dichtungen in Prosa
aufgelöst in Schwankbüchern des 16. Jahrhunderts erscheinen,*
ein Weg, auf dem sich die Spuren Hans Sachsens kaum entstanden
schon wieder verlieren.
Das literarische Vermächtnis. also, auf dem sich das Nach-
leben Hans Sachsens aufbaute, war ein sehr reiches, niedergelegt
in Handschriften, Folianten und Einzeldrucken, und dieser Nach-
laß wurde nach seinem Tode noch vermehrt und vervielfältigt. Man
kann also sagen, daß wenigstens bis weit in das 17. Jahrhundert
hinein eine ziemlich ausgedehnte wirkliche Kenntnis Hans Sachsens
die Voraussetzung für seine literarische Beurteilung bildet,
Daß die Nachricht von dem Tode Hans Sachsens in weitere
Kreise hinaus Eindruck gemacht habe, läßt sich nicht erweisen, wir
vermissen vielmehr in zeitgenössischen Berichten geradezu eine Be-
merkung darüber. ? Dagegen hat dieses Ereignis vor allem in Nürn-
berg schmerzliche Empfindungen unter den Meistersängern
wachgerufen, sie sind es auch, die ihrem Meister das Totenopfer
rüsten. Ihre Gesinnung mag dabei besser gemeint sein, als ihre Poesie
es manchmal zum Ausdruck bringt. Doch weiß sich der Meister-
L Vgl. Leo Blass, Das Theater und Drama in Böhmen bis zum An-
fang des 19. Jahrhunderts, Prag, 1877, S. 16. Es erschien in Prag 1605,
der Übersetzer war der Bakkalar Nikolaus Wräna aus Leitomischl. Über
N. Vräna vgl. die kurze Mitteilung bei Josef JireGek, D6jiny literatury
Geske, V Praze, 1875, dil I, svazek II. S. 332—838 und C. v. Wurzbach,
Biogr. Lexikon, 51, Wien, 1885. S. 312. Leitmeritz ist hier wohl verdruckt
für Leitomischl.
2 7. B. bei Montanus, vgl. J. Boltes Ausgabe in der Bibliothek des
litt. Vereins in Stuttgart, 217, Tübingen, 1899, S. XV.
3 Auch nicht viel später verhält es sich ebenso. Die Chronik oder
Zeitregister vom Jahre 1592, gedruckt zu Nürnberg bei Valentin Fuhrmann,
erzählt, wie mich Goetze gütigst aufmerksam machte, in Reimen auch vom
Jahre 1576, hat aber kein Wort für Hans Sachs.