Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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einband zu ersetzen.! Ein ganz gleicher Fall liegt auch aus Graz 
vor. Hier wurde die Komödie „von zwayer Königen Son Olwier 
und Artus‘ des Hans Sachs in einer Handschrift, die ungefähr um 
das Jahr 1608 — jedenfalls vor 1619 — geschrieben ist, dem 
Erzherzog. Ferdinand zu Österreich gewidmet. Das Stück ist un- 
zweifelhaft bei Hofe aufgeführt worden, vielleicht von den Eng- 
lJändern. Der Text ist gegen den Schluß in katholisch - geistlichem 
Sinne umgearbeitet und dabei der Name des Hans Sachs weg- 
gelassen worden.? 
Mit diesen etwas sonderbaren Widmungen Hans-Sachsischer 
Stücke haben wir höfischen Boden betreten. Und Hans Sachs ist 
wirklich im 17. Jahrhundert hoffähig geworden, das lehrt uns die 
Geschichte des Theaterwesens in Dresden. Hier haben am 
13. September 1646 die Freiberger Springer bei Hofe zuerst ihre Akro- 
batenkünste gezeigt und nachher die Tragödie vom Lorenz gespielt,3 
wohl das weiter unten angeführte Stück des Hans Sachs, denn 
bereits am 18. Oktober desselben Jahres erscheinen die Erfur- 
tischen Springer mit Hans Sachsens Tragödie vom Lorenz.* 
1675 wurde bei Hofe ein Possenspiel von Hans Sachs gegeben, 
wie auch 1674 eine derartige Aufführung erwähnt wird.® Am 
1 J.E. Schlager, Wiener Skizzen aus dem Mittelalter. Neue Folge, 
1839, S. 212—213, Hans Sachs, hg. von Keller, 8, 3 ff. — Die Theater Wiens, 
lL. Bd. (Alexander v. Weilen, Gesch. des Wiener Theaterwesens von den 
ältesten Zeiten bis zu den Anfängen der Hoftheater), Wien, 1899, 8. 8. 
2 Das erwähnte Stück befindet sich jetzt als Handschrift 135 in der 
Bibliothek des Zisterzienser-Stiftes Rein bei Graz und ist dahin aus der 
erzherzoglichen Bibliothek in Graz gekommen, aus der das Stitt im 18. Jahr- 
hundert noch eine Anzahl anderer Handschriften angekauft hat. Ferdinand 
Bischoff in Graz, der in den Mitteilungen des historischen Vereins für 
Steiermark, 47. Heft, Graz, 1899, S. 128 Anm. 1, in einer Abhandlung über 
„Niemand und Jemand“ auch diese Komödie bespricht, hat mich auch münd- 
lich auf diese Handschrift gütigst aufferk-am gemacht. 
3 Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters 
am Hofe zu Dresden, 1. Teil, Dresden, 1861. S. 107. Am 16. Oktober 1646 
spielten in Dresden die Erfurter Springer eine Tragödie „vom Herzog aus 
Burgund“, vermutlich nach Hans Sachs (W. Creizenach, Die Schauspiele 
der englischen Komödianten (Deutsche National-Literatur, hg. von J.Kürschner, 
23. Ba.), S. LXIM. Fürstenau a. a. 0. 1, 108. 
4 Vgl. Hans Sachs, hg. von Keller und Goetze, 23, S. 549. 
5 Fürstenau a, a. 0. 1. 8. 80.
	        
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